SPAZIERGÄNGE DURCH PRAG 6



http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

Břevnov • Střešovice • Vokovice • Veleslavín Břevnov • Střešovice • Vokovice • Veleslavín 2. Teil 2. Teil SPAZIERGÄNGE SPAZIERGÄNGE DURCH PRAG 6 DURCH PRAG 6

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

Břevnov • Střešovice • Veleslavín • Vokovice 2.Teil Spaziergänge durch Prag 6

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 4 – Spaziergänge durch Prag 6 2.Teil deutsche Version Herausgeber: Ondřej Rolínek, Ječná 28, Praha 2 Druck: Akontex s.r.o. Autorentext: PhDr. Jiřina Chrastilová Redaktionsarbeit, Grafik, Karla Šmídová Fotografien: Vojtěch Rolínek, NPÚ Praha, ÚVN Praha Übersetzung: YES - překlady a tlumočení, s.r.o., www.yespreklady.cz Auflage: 5 000 ISBN 978-80-254-6196-9

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 7 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil B DasGebietdesheutigenStadtteilsPrag6bestehtauseinergan- zen Reihe früher selbstständiger Orte.Zwei von ihnen wurden bereits zu Zeiten der Ungarisch-Österreichischen Monarchie zur Stadt erhoben. Zahlreiche Dörfer, ja sogar Städte wurden nach und nach dem sogenannten Groß-Prag einverleibt,das im Jahre 1920 kraft Gesetz entstand, als Prag zur Hauptstadt der neuen Tschechoslowakischen Republik wurde. Aber auch spä- ter wuchs Prag über seine Grenzen hinaus, als das Weichbild der Stadt durch den Anschluss umliegender Dörfer am Rand der städtischen Bebauung ‚abgerundet‘ wurde. In diesem Teil gedenken wir Ihnen die Viertel Břevnov, Střešovice, Vokovice und Veleslavín näher vorzustellen. 1. Břevnov Břevnov ist eine der uralten Ortschaften,die sich rings um den historischen Kern von Prag ausbreiteten. Sein ehemaliges Zentrum war das erste Benediktinerstift auf unserem Gebiet, das 993 von Adalbert (Vojtěch), dem Bischof von Prag und Boleslav II. gegründet wurde. Der Ortsname rührt von einer Legende her, der zufolge sich beide im Traum an einer Quelle trafen, die durch einen Balken (tsch. břevno) in Form eines Kreuzes gekennzeichnet war – daher Břevnov. Das Kloster entstand inmitten eines tiefen, damals Malejov genannten Waldes, durch den eine uralte Landstraße führte. In späteren Břevnov

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

B – 8 – 1. Břevnov Jahrhunderten entstanden im gerodeten Wald nach und nach Bauern- und Weinhöfe, Ende des 17. Jh. dann sogar auch einige Lustschlösser.In der 2.Hälfte des 19.Jh.verdichtete sich die hiesige Besiedlung so stark,dass der Ort den Charakter eines Provinzstädtchens annahm,zu dem Břevnov nach 1907 dann auch erhoben wurde. In der Stiftsherrschaft gab es damals die OrtschaftTejnka (bzw.Týnka),deren Kern sich um einen Meier- hof ausbreitete – annähernd an der Stelle des heutigen Gasthofs U Kaštanu. Ihre Einwohner waren bis zum Ende des 18. Jh. Untertanen des Klosters. Im Laufe des 19. Jh. verschlang neuzeitliche Bebauung auch diesen Ort und so verschwand der Grundriss der Ortschaft nach und nach unter dieser neuen Be- bauung.Es blieben jedoch einige Höfe bestehen,von anderen zumindest deren einstige Namen. Die Achse des heutigen Břevnov bildet die Straße Bělohorská ulice, die in Pohořelec beginnt. Auf der anderen Seite verläuft sie entlang des Wildgatters Hvězda zum Weißen Berg (Bílá hora), bis hin zum sog. Kleinen (Malý) Břevnov. Aus Hradčany führte die Landstraße durch das Strahov-Tor,das spätere Reichstor(Říšská brána – siehe der Name des Eckhauses,Bělohorská Nr.6/Konskr.-Nr.180).Reste dieses Tores befinden sich noch in der Nähe des Eingangs zum Kloster Strahov,wo sich auch der bewahrte Teil der barocken Stadtbefestigung hinzieht.Teil dieser Befestigung war auch ein Soldatenfriedhof, dessen Reste sich heute im Graben hinter dem Jan-Kepler-Gymnasium befinden. Das Gebäude des Gymnasiums steht annähernd an der Stelle des Hauses von Kurz von Senftenau,das Kaiser Rudolph II.dem Astro- nomen Tycho Brahe schenkte. Das Sternforscherdenkmal, das Johannes Kepler und Tycho Brahe darstellt,stammt aus dem Jahre 1963 und ist ein Werk des Bildhauers Josef Vajc. Städtische Denkmalzone Tejnka, Str. Za Strahovem

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 9 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Tycho Brahe (Tyge Ottesen Brahe, 1546-1601) war nicht nur ein bedeutender dänischer Astronom, sondern auch Astrologe und Alchimist. Noch als Günstling des dänischen Königs, gründete er die berühmte Sternwarte Uranienborg auf der Insel Hven. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit dem neuen König verlässt er dann später diese Stelle und seine Heimat und gelangt letztendlich auf Einladung von Kaiser Rudolph II.nach Prag. Zuerst wirkte er in der neuen Sternwarte in Benátky nad Jizerou, mit Johannes Kepler als Assistenten zur Seite. Später nutzte er auch das Lustschloss von Königin Anna im Königlichen Garten zu Beobachtungs- zwecken. Er starb in Prag an Nierenversagen und liegt in der Teynkirche in der Prager Altstadt begraben.Vor einigen Jahren wurden seine sterblichen Reste auf Wunsch dänischer Wissenschaftler erneut untersucht, wobei sich bestätigte,dass er nicht vergiftet wurde,sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit eines natürlichenTodes starb. Tycho Brahe ist Schöpfer der originellen kosmologischen Kompromisstheorie, welche die Erde als Mittelpunkt des Universums belässt,jedoch mit der Einschränkung,lediglich Sonne und der Mond würden um die Erde und die sonstigen Planeten um die Sonne kreisen. An der gegenüberliegenden Seite der Straße Bělohorská breiten sich entlang der Stadtmauer Studen- tenwohnheime und eine große Sportanlage aus.Seinen Mittelpunkt bildet das einstige Turnfeststadion des Turnerbunds Sokol (heute Stadion Strahov),das 1930-32 nach Plänen der ArchitektenAlois Dry- ák, Ferdinand Balcárek und Karel Kopp für das IX. All-Sokolfest von 1932 erbaut wurde (vor- her hatten diese Turnfeste auf der Letná-Ebene (Belvedere) stattgefunden. Das gewaltige Stadi- on für 14.400 Turner und ca.130.000 Zuschauer war zu sozialistischen Zeiten Austragungsort regimetreuer Spartakiaden. Nach der ‚Samtenen Revolution‘ fanden hier Riesenkonzerte statt, heute hat das Mammutstation keine adäquate Verwendung mehr. Das anliegende Studenten- Stadion Strahov Hybšmanka

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

B – 10 – 1. Břevnov wohnheim diente damals auch zur Unterbringung der Spartakiadeteilnehmer. Der riesigen Besucher- und Teilnehmerzahlen bei diesen Sportveranstaltungen wegen wurde 1948 in Dlabačov sogar eine Tram-Schleife errichtet,die heute jedoch nur sporadisch genutzt wird. Hybšmanka,Atletická Nr.4/Konskr.-Nr.1113 Hinter dem Stadion gibt es einige Straßennamen, die an einstige Höfe erinnern, u.a. auch die Straße Hybšmanka. Der Name dieses Hofes rührt von Maria Anna, der Ehegattin seines einstigen Besitzers Josef Johannes Hipschmann her.Das im 18.Jh.erwähnte Gehöft entstand aber offensichtlich auf noch älteren Grundmauern. Durch einen Umbau erhielt das Gebäude eher den Charakter einer barock- klassizistischen Vorstadtvilla. Kneislovka, Atletická Nr.5/Konskr.-Nr.2339 Ein weiterer Hof war die Kneislovka (urspr.auf der Gemarkung von Kloster Strahov),der den Namen einer seiner Besitzer trägt und zwar des Doktors derTheologie und des Pronotars des St.-Veits-Kapitels Johann Andreas Kneyssl (Kneissl).Er kaufte sie im Jahre 1774,aber schon vier Jahre später brannte sie ab,worauf sie im Barockstil umgebaut wurde.Bis heute blieben die Umfriedungsmauer und die barocke Johann-Nepomuk-Kapelle erhalten.Diese hatte jedoch schon ein früherer Inhaber des Weingutes,der Metropolit und Domherr des Veitsdomes,Zdeněk Chřepický im Jahre 1724 gegründet.Bis 1873 zele- brierten hier Priester des Stifts Břevnov die Messen.Damals starb sein Besitzer JakubWildner,worauf die Witwe den Hof verließ. Die ehemaligen Grundstücke, auf denen sich teilweise Gärten befanden, nahm später das Staatsgut der Hauptstadt Prag in Besitz. Das Objekt selbst ist heute in Privatbesitz und dient zu Wohnzwecken. Kneislovka

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 11 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Spiritka, Atletická Nr.11/Konskr.-Nr.2352 Das Haus ‚Spiritka‘ ist heute bis zur Unkenntlichkeit umgebaut.Das ab dem 16.Jh.bekannte Anwesen mit Weingärten bekam seinen Namen von Jan Spirit, einem erst viel späteren Besitzer, der es in der 2. Hälfte des 18.Jh.im Barockstil umbauen ließ.Noch im 19.Jh.genutzt,wurde es nach dem 2.Weltkrieg vom Staatsgut der Hauptstadt Prag praktisch zer- stört. Später wurde es zum Wohnhaus umgebaut, heute dient es als Hotel. Zu ihm gehören auch die ausgedehnten Grünflächen am Südhang über Strahov. Vom Reichstor ging seinerzeit ein beliebter Pil- gerweg aus, der von der Loretto-Anlage auf dem Hradschin bis zur Loreto-Kapelle in Hájek bei Kladno führte. In den Jahren 1720-26 wurden entlang dieses Wallfahrtsweges 20 Nischenkapel- len errichtet, die Passionsszenen, aber auch Sze- nen aus dem Leben des hl. Franziskus von Assisi darstellten. Von all diesen Kapellen sind nur 11 übrig geblieben, diese werden nun aber schritt- weise renoviert. Die erste dieser Kapellen befin- det sich an der Stelle des ehemaligen Reichstores in Dlabačov. Der Pilgerweg führte links über der Reichsstraße entlang und so befinden sich manche bewahrte Kapellen auch in der Straße Nischenkapelle Spiritka

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

B – 12 – 1. Břevnov Hošťálkova, bei Ladronka oder Bílá hora. Auf die- sem Gebiet stehen jedoch auch mehrere Villen mit Gärten aus der Zeit der Ersten Republik. Závěrka, Za Strahovem Nr.14 und 18/Konskr.-Nr.276 und 277 Závěrka zählt zu den verschwundenen Objekten, aber Name des Hofes blieb bis heute in der Orts- benennung bewahrt und hat entsprechenden Aussa- gewert.Hier befand sich ein Gasthof mit Weinberg, allem voran jedoch die Wohnung des Mautners am Anfang des Weges zur Stiftsherrschaft und zum Ort Tejnka.Die Maut blieb nachts geschlossen – daher die Bezeichnung ‚Na Závěrce – Zur Sperre‘.Anfang des 20.Jh.diente das Objekt bereits nur noch zum Wohnen (Umbau zum Pawlatschenhaus), außerdem gab es hier ein paar Handwerkstätten. Nach dem jüngsten Umbau erinnert hier praktisch nichts mehr an die Geschichte dieses Ortes. Königsmarka Königsmarka ist ein verschwundener Hof, der einst am Ort der heutigen Helena-Malířová-Straße, in der Gemarkung der Ortschaft Tejnka stand. Seinen Namen bekam das Anwesen von seinem Besitzer – dem Juristen Nikolaus Königsmann. 1741 wurde hier eine Statue des hl. Johann Nepomuk errichtet. Dann blieb der Hof einhundert Jahre lang im Besitz des Stifts Břevnov (die Benediktiner versetzten die Statue kurzerhand zur Klosterkirche St.Margareta,wo sie noch heute steht).Eine letzte Erinnerung war der Name des hiesigen Gasthofes (wenn auch in verballhorntem Tschechisch) Královka in der Straße Nad Tejnkou Nr.14/Konskr.-Nr.378. Liborka Liborka ist ein weiterer verschwundener Hof, an den heute nur noch die entsprechende Ortsbezeich- nung erinnert.Im 15.Jh.gab es hier zwei Weinhöfe,die in der Mitte des 17.Jh.Liborius Ubelle erwarb. Dieser ließ seinem Schutzheiligen,dem hl.LiboriuseineKapelle errichten.Ab 1715 ging der Hof in den Besitz des Stifts Břevnov über,der die Kapelle abschaffte und das Anwesen veräußerte (das Bildnis des hl. Liborius zierte dann im Stift das Zimmer des Abtes).Die ursprüngliche Konskr.-Nr.gehört heute einem Hochhaus in der Šlik-Straße Nr.49,aber die Reste des Hofes befinden sich in der Straße U dvora. Marjánka, Bělohorská Nr.35/Konskr.-Nr.262 ‚Marjánka‘ ist der Name eines ehemaligen be- rühmten Gasthofs, der zur Mitte des 19. Jh. er- baut wurde. Das Häuschen aus der Zeit um 1800 hatte Familie Bartoš den Benediktinern abgekauft, sie bauten es um und verkauften es kurz darauf wieder. Der heutige Name ist dem Namen der Ehefrau eines weiteren Besitzers entlehnt – Frau Marie Zemanová – Frau Marjánka (Marianne). Gerade sie sorgte zusammen mit ihrem ersten und Straße U Dvora - die Stelle, wo der Hof Liborka stand Marjánka

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 13 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil nach dessen Tode,auch zweiten Ehemann,dem beliebten Kräutersammler Jan Černý,für die große Be- liebtheit des Gasthofes.Von 1867 bis 1957 gehörte das Objekt FamilieTellinger.Diese brachten ihn zur Vollendung und erweiterten ihn sogar um einen Jugenstil-Tanzsaal (siehe der alte Prager Gassenhauer ‘Na Marjánce,tam se baletí..‘).In den 20er Jahren des 20.Jh.wurde er zum Domizil des Arbeitertheaters Břevnov, außerdem befand sich hier der Sitz der bürgerlichen Vorschusskasse. Nach dem Krieg barg ein Teil des Hauses eine Fleischerei, aber letztendlich wurde das gesamte Objekt vom Staat konfisziert und vom Betrieb Elektropodnik übernommen, der hier Lagerräume einrichtete. Und so verfiel der Hof ‚Marjánka‘ mehr und mehr.Erst in jüngster Zeit wurde der Hof endlich saniert. An dieser (linken) Seite der Straße Bělohorská stehen einige weitere niedrige – ein- bis zweistöckige Häuser – Reste der Bebauung vom Ende des 19.Jahrhunderts.Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, sozusagen am Hang zur Straße Patočkova,stehen neuere Häuser.Direkt gegenüber dem Hof Marjánka steht das Neorenaissancegebäude derSchule (Bělohorská Nr.52/Konskr.-Nr.417),das 1910 nach einem Projekt von Josef Lambert Hölzel errichtet wurde. Seine Fassade zieren Medaillons berühmter Persön- lichkeiten aus der Geschichte des Schulunterrichts, einschließlich eines Reliefs des Völkerlehrers Jan Amos Komenský (Comenius). Das zweite Schulgebäude wurde in der 1.Tschechoslow.Republik errichtet und dies im Zusammenhang mit dem Bau vonWohnblöcken in der Patočka-Straße (Meziškolská Nr.1/Konskr.-Nr.1100).Und gera- de diesen Straßennamen trägt der unlängst eröffnete Kindergarten Meziškolská(in der Sartoriusstraße), er besteht aus 46 Modulen und dient 112 Kindern. Die Variabilität dieses Systems ermöglicht seine eventuelle Demontage und Neuverwendung,wenn der derzeitige Babyboom verebben sollte. Gasthof U kaštanu, Bělohorská Nr.150/Konskr.-Nr.201 DerGasthofUkaštanu (Zur Kastanie) steht an einem alten Weg,der vorbei am Stift Břevnov,durch die ehemalige Klostergemeinde Tejnka/Týnka führte.Der ursprüngliche Barockbau ist von offensichtlichen Gasthof U Kaštanu (Zur Kastanie)

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

B – 14 – 1. Břevnov Bautätigkeiten gezeichnet, die mit der Barockisierung des Stifts zusammenhingen. Seine Beliebtheit stieg namentlich im 19. Jh., als der Gasthof um- und ausgebaut wurde. Im letzten Viertel des 19. Jh. dienten seine Räumlichkeiten häufig als Versammlungsstätte,z.B.für denTurnverband Sokol,die Feuer- wehr, Laientheater, usw. Im April 1878 fand hier der Gründungskongress der Tschechoslowakischen SozialdemokratischenPartei statt.Zu sozialistischen Zeiten wurde hier deshalb ein Museum der Arbei- terbewegung eröffnet.Heute dient der Gasthof U kaštanu wie in der Vergangenheit wieder zur Einkehr und zu kulturellen Aktivitäten. Am Anfang der Straße Bělohorská ragt rechter Hand in Dlabačov unübersehbar die Silhouette des Hotels Pyramidaauf.Der Ortsname Dlabačov rührt vom einstigen bekannten Bibliothekar des Klosters Strahov, Jan Bohumír Dlabač (1758-1820) her. Das Hotel wurde in der Mitte der 80er Jahre als Ge- werkschaftserholungsheim(ROH) nach einem Projekt des Ehepaares Cajthaml erbaut.Heute trägt das Hotel den Namen, der seinem Aussehen am besten entspricht – Pyramida. Es dient darüber hinaus zu kulturellen und sportlichen Aktivitäten. Die zweite Parallelachse von Břevnov bildet die Patočka-Straße, in welche der Straßentunnel Strahov mündet,der auch unter dem Namen Blanka bekannt ist.Obwohl es an dieser Stelle während des gesam- ten 20.Jh.zu großen baulichen Veränderungen kam,einschließlich der Parzellierung der alten Gehöfte, von denen heute zumeist nur noch Teile übrig geblieben sind, stellte der Bau des Blanka-Tunnels den- noch alles Vorherige in den Schatten. Der Stadtgürtel Malovanka – Pelc Tyrolka führt von der Nord- mündung des Strahov-Tunnels, unter dem Hotel Pyramida zu einer planfreien Kreuzung und weiter unter die Patočka-Straße. Malovanka,Na Malovance Nr.20/Konskr.-Nr.123 ‚Malovanka‘ war ein ausgedehntes Anwesen an der Grenze zweier Gemarkungen – von Střešovice Hotel Pyramida mit Nischenkapelle

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 15 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil (heute gehört es zu diesem) und Břevnov.Der Kern des Anwesens zeugt von seinem Ursprung im 17. Jahrhundert. Im 18. Jh. befand sich hier ein Fuhr- mannsgasthof an der durch die Stadtmauer füh- renden Straße. Sein Name rührt angeblich von der ‚Bemalung‘ des Strahov-Tores bzw.Reichstores her. Im darauffolgenden Jahrhundert kam es zu einem klassizistischen Umbau,mancheTeile des Gehöftes fielen jedoch dem Ausbau der Patočka-Straße zum Opfer. Schleiferka, Radimova Nr.2/Konskr.-Nr.33 In der nahen Radim-Straße, die nach dem Bruder des hl.Adalbert (Vojtěch) Gaudentius-Radim,dem Erzbischof von Gnesen benannt ist, stand der Hof Schleiferka (Šleiferka). Das hiesige Gebiet war im 14.Jh.in Besitz des Klosters St.Georg auf der Pra- ger Burg. Erster urkundlich belegter Besitzer war Mikuláš Vopřetický, der anno 1591 erwähnt wird. Dessen Witwe übermittelte das Anwesen anno 1622 ihrem zweiten Ehegatten Adam Schleifert (der korrekte tsch. Name wäre daher Schleifertka). Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam es erst 1655 zum Wiederaufbau des Anwesens. Nach einem ???? Planfreie Kreuzung Malovanka Funktionalistische Häuser - Str. Nad Kajetánkou

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

B – 16 – 1. Břevnov kurzen Besitzerwechsel kehrte es in den Besitz von Familie Schleifert zurück, die es bis 1787 hielt. 1806 ist es in Besitz von Franz, Reichsgraf von Sickingen, der gleichzeitig von Graf Desfours auch das be- nachbarte Anwesen Petynka erwarb.Das war wohl doch ein zu großer Happen,den schon bald folgte die Versteigerung des Besitzes wegen Verschuldung,ab 1810 waren dann beide Anwesen wieder eigentums- rechtlich getrennt. Nach weiteren Veränderungen erwarb 1922 die Kongregation der Schulschwestern vom Orden des hl. Franziskus die Herrschaft, daraufhin folgte der Umbau zum Gymnasium. Während der deutschen Okkupation befand sich hier eine deutsche Garnison.Nach dem Krieg avancierte das Ob- jekt zum Kulturhaus und die ehemalige Kapelle zum Kultursaal. In den 60er Jahren befanden sich hier ein Fernsehstudio, später der Klub Na Petynce. Heute dient das Objekt wieder als Caritas-Haus der Kongregation der Schulschwestern des hl.Franziskus. Petynka,Na Petynce Nr.19/Konskr.-Nr.32 Diese Ortsbezeichnung erinnert an ein weiteres Anwesen – Petynka. Um 1650 errichtete der Be- sitzer von Rumburk, Franz Eusebius von Pötting und Persing, anstelle des vorherigen Weingutes ein Lustschloss. Er hatte aber kaum Zeit, sich an ihm zu erfreuen, denn schon 1664 wurde er Bot- schafter in Spanien.Nach seiner Rückkehr lebte er in Wien, wo er 1678 auch starb. Das Lustschloss wechselte häufig seine Besitzer, bis es Ende des 18. Jh. Grafen Desfours erwarben. Nach gewisser Zeit kehrte es jedoch wieder in den Besitz der Familie Pötting zurück. Damals wurde das Barockobjekt im neugotischen Stil umgebaut. Im 19. Jh. avancierte Petynka zu einem beliebten Ausflugsort,da es hier eine Gastwirtschaft mit Garten gab und verschieden- ste Vergnügen und Bälle stattfanden. Letzter Besitzer aus der Familie der Pöttings war Graf Emanuel (1820–1898). Er wurde Probst in Ölmütz (Olomouc), 1895 gründete er eine Bildungsanstalt für Mäd- chen. 1898 wurde das Anwesen Petynka dem 1876 gegründetenVereinVincentinum (Kongregation der Töchter der christlichen Liebe vom heiligen Vinzenz von Paul) verkauft, der sich um Arme, Verlassene und unheilbar Kranke sorgte.Hier im Hof Petynka gründete dieser Verein das ‚HausderBarmherzigkeit Vincentinum‘,gleichzeitig entstand auch die entsprechende Stiftung zu seiner Finanzierung.1951 wurde der Verein gewaltsam aufgelöst, in der Gegenwart bemüht sich das Neue Vincentinum, diese Objekte zurückzugewinnen.In Zukunft soll hier ein Seniorenheim entstehen. Kajetánka,Radimova Nr.10/Konskr.-Nr.30 Auch anstelle des Hofes Kajetánka standen ur- sprünglich zwei Weinhöfe, die dem Benedikti- nerinnenkloster des hl. Georg gehörten. In der Nachhussitenzeit gehörte der östliche Teil der Liegenschaften dem Apotheker Augustin (Be- richt a. d. Jahre 1557) und den westlichen Teil erwarben Jan und Dorota Moudrý (1559). 1612 kaufte MartinFruwein, einTeilnehmer des Stän- deaufstands gegen die Habsburger, das Weingut. Straße Na Petynce Kajetánka

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 17 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Sein Vermögen wurde konfisziert,nachdem er selbst im Jahre 1621 im Gefängnis verstarb.Das Konfiskat kaufte Appelationsrat Václav Behm aus Hisenpach. Nach seinem Tode im Jahre 1628 veräußerte seine Witwe den Besitz an die Grafen von Martinic. Käufer war Marie Eusebie, Gräfin von Martinic, geb. Šterberková (die Gattin des defenestrierten Jaroslav Bořita von Martinic).Nach ihr wurde 1649 der ober- ste Burggraf Bernard Ignaz von Martinic neuer Besitzer.Er war es,der 1665 eine neue Kapelle errichten ließ,die der MadonnaausÖtting(nach ihrem Vorbild aus Bayern auch Madonna von Altötting genannt) geweiht wurde.Die Kapelle erfreute sich schon bald großer Beliebtheit und so fanden große Prozessionen hier her statt.1672 stattete ihr auch Leopold I.einen Besuch ab (die Kapelle wurde 1822 leider zum gro- ßen Teil abgerissen, nur ihr achteckiger Abschluss blieb bewahrt). Ignaz von Martinic hegte und pflegte auch seine Weingärten und so ließ er ein neues Anwesen samt Park errichten.1666 widmete er den Besitz dem Theatinerorden,den sog.Kajetanern (daher der Name des Anwesens).Zu Beginn des 18.Jh.folgte ein Umbau im Barockstil.Damals entstanden auch der Fischteich und die Umfassungsmauer des Areals. Unter Joseph II. wurde das Kloster aufgelöst und so kaufte 1789 Unterkämmerer Jan Marcel, Ritter von Hennet den gesamten Besitz. Im Kaufvertrag werden u.a. Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Felder, Hopfengärten, Teiche und eine kleine Kirche erwähnt. Am Ende des 18. Jh. erwarben die Kaunitzer den Besitz, die das Anwesen als Sommerresidenz nutzten. Ein weiterer Besitzer war ab 1832 Heinrich Schmied,der Sekretär der Lobkowitzer.Dieser richtete das Anwesen zum ganzjährigen Wohnen her.Es dauerte jedoch nicht lange und das gesamte Areal wurde in einzelne Flurstücke aufgeteilt und anschlie- ßend verkauft.An der Stelle des einstigen Anwesens befand sich dann die erste Prager Wachstuchfabrik, die jedoch 1881 abbrannte.Später diente das Anwesen wieder zu Wohnzwecken,so wohnte hier u.a.auch Julius Grégr (Herausgeber der Nationalblätter/Národní listy) und am Anfang des 20.Jh. Jan Kolátor,der Bürgermeister von Břevnov.Seiner Familie gehörte das Objekt bis zum 2.Weltkrieg. Zu sozialistischen Zeiten befand sich hier ein ‚Pionier- und Jugendhaus‘, in den 90er Jahren wurde das Gebäude im Zuge der Restitutionen zurückerstattet,anschließend jedoch wieder veräußert. Im Bereich zwischen dem Anwesen Kajetánka und Stift Břevnov entstanden in der 1. Republik neue Wohnblöcke.Aus architektonischer Sicht sind sie nicht uninteressant,denn sie im damals vorherrschen- den funktionalistischen Stil erbaut wurden. An diesen Wohnungsbau knüpfte in den 70er Jahren recht unglücklich der Bau eines neuenWohnkomplexes,dicht unter der Klosteranlage an.Diese Häuser wurden nämlich nahezu rechtwinklig zum Bachlauf des Baches Brusnice errichtet, wodurch sich der Grundwas- serpegel im Stift erhöhte.Mit entsprechenden Folgen für das Objekt,welche den Benediktinern dann die Sanierung der Anlage in den 90er Jahren erschwerten. Dieser Wohnkomplex wird allgemein‚Gummiknüppel‘ oder‚Zum Gummiknüppel‘ genannt,da er namentlich für Angehörige der Mitarbeiter des Innenministeriums bestimmt war. Beide Hauptstraßen – die ‚Patočkova‘ und die ‚Bělohorská‘ – stoßen beim Stift Břevnov aufeinander. Benediktinerstift in Břevnov Das Benediktinerstift in Břevnov wurde 993 gemeinsam vom zweiten böhmischen Bischof von Prag, dem später heiliggesprochenen Adalbert (Vojtěch) und Fürst Boleslav II. gegründet. Die ‚Vojtěška‘ genannte Quelle, an der sie sich trafen, sprudelt hier bis heute noch (im Garten des barocken Lust- schlosses).Eigentlich geht es hierbei um die Quelle des Baches Brusnice,der von hier nach Osten fließt und durch den ‚Hirschgraben‘ (Jelení příkop) der Prager Burg fließt.

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

B – 18 – 1. Břevnov Der Legende nach führte er auch in schweren Dürrezeiten immer Wasser, nur dass sich dieses in Unglücks- zeiten rot färbte. So anno 1419, als Václav (Wenzel) IV. verschied und die Hussitenkriege ausbrachen. Fortan wurde der Bach argwöhnisch beobachtet, denn wenn sich seine Wasser trübten, stand sicher ein Unglück bevor. Problematisch ist der Name des Baches – Brusnice. Er rührt wohl daher, dass er bei höherem Wasserstand ‚toste‘ (bručet). Das älteste Gebäude der ganzen Anlage ist die heutige Krypta unter dem Chorraum der Kirche (wohl das urspr. Kirchlein). Sie stammt vom Beginn des 11. Jahrhunderts. Ansonsten gibt sich die gesamte Stiftsanlage aus der 1. Hälfte des 18. Jh. barockmäßig. Zum überwiegenden Teil ist sie ein Werk von Christoph Dientzenhofer und dessen Sohn Kilian Ignaz. Die Basilika St. Margareta ist das Inbild der Architektur des Hochbarocks mit üppiger Innenverzierung, in welcher Malereien von Petr Brandl dominieren. Zu besichtigen ist auch der Spätbarock-Prälatensaal (Tereziánský sál), mit Fresken von Cosmas Damian Asam, die das ‚Wunder des hl. Günther‘ darstellen. Die Anlage von Stift Břevnov ist von einem ausgedehnten Park umgeben,der Schritt für Schritt wiederhergestellt wird.Unlängst wurde z.B.das große Gewächshaus entsprechend ursprünglichen Barockplänen rekonstruiert.Aus Anlass der Tausendjahrfeier im Jahre 1993 wohnte Papst Johannes Paul II. bei seinem Pragbesuch hier im Stift. Die heilige Margareta,welcher das Kloster seit dem 13.Jh.gewidmet ist,sorgt als Schutzheilige für gutesWetter und ertragreiche Ernten. Im hiesigen bäuerlichen Milieu war es also dringend geboten, der Nothelferin zu huldigen und ihr auf gebührende Weise für gute Ernten zu danken.Deshalb fanden alljährlich äußerst populäre Margarethenwallfahrten statt. Und zwar jeden ersten Sonntag nach Margarethentag. Die Anfänge dieser Prozessionen gehen der Legende nach bis auf König Přemysl Otakar II. zurück, der von seiner siegreichen Schlacht bei Kressebrunn eine Reliquie der hl. Margareta mitbrachte. Der Arm der hl. Margareta wurde ur- sprünglich imVeitsdom aufbewahrt,aber bei der großen Dürre von 1262 fand eine Prozession statt,bei welcher man, um der Bitte um Regen Nachdruck zu verleihen, diese Reliquie mittrug. Als sich die Prozession bei Stift Benediktinerstift Břevnov

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 19 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Benediktinerstift Břevnov Gartenpavillon Vojtěška

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

B – 20 – 1. Břevnov Teich von Břevnov Kornhaus

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 21 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Benediktinerstift Břevnov - erneuerte Barock-Orangerie Basilika St. Margareta Innenansicht der Kirche St. Margareta

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

B – 22 – 1. Břevnov Břevnov vorbeilief, begann es zu regnen. Deshalb widmete der König den Heiligenschrein kurzum dem Stift (er befindet sich in der Kirche, auf dem Altar an der rechten Seite des Presbyteriums). Später wurden dieWallfahrten zumWildgatter Hvězda verlegt,mit der Zeit verkamen sie jedoch zu solch einer ausgelassenen und ausschweifenden Belustigung, dass sie Anfang des 20. Jh. amtlich verboten wurden. An der gegenüberliegenden Seite der Klosteranlage breitet sich der FriedhofvonBřevnov aus,samt der dem hl. Lazarus geweihten Friedhofskapelle (Straße U Vojtěšky). Die Kapelle im Rokokostil wurde 1762 geweiht, die Deckenfreske mit dem Motiv des Jüngsten Gerichts malte Joseph Hager im Jahre 1778.Auf dem Friedhof befinden sich die Gräber einiger bekannter Persönlichkeiten.So zum Beispiel die Gräber des Liedermachers Karel Kryl (1944-1994), des Professoren und Philosophen Jan Patočka (1907-1977) oder auch des Malers František Tichý (1896-1961). Hier liegen auch der Gründer des Blindeninstituts auf der Kleinseite, Pavel Josef Klár (1800-1860), der Dichter Ivan Diviš (1924-1999) und selbstverständlich auch der Erzabt (60.Abt) und Erneuerer des Stifts Břevnov, Anastasius Opasek (1913-1999) begraben. Undnocheine,wenigerbekannteKuriosität.JohannesAntoniusJosephusScrinci(1697–1773)wargebürtiger Prager, jedoch Sohn eines italienischen Baumeisters, ein talentierter und allseitig begabter Mann. Nach seiner Promotion zum Arzt befasste er sich mit einer seltsamen Krankheit, dem sog. Ergotismus, der von Krämpfen und Halluzinationen begleitet war. Er bewies jedoch, dass dies keine Krankheit war, sondern eine Vergiftung durch Mutterkornalkaloide – das Mehl des regnerischen Sommers von 1736 enthielt nämlich übermäßig viele zermahlene Mutterkörner. Dank dieses Erfolgs wurde er 1738 ordentlicher Professor an der Ärztefakultät in Prag und las im Carolinum Physiologie, Pathologie, Hygiene, usw. Scrinci pflegte seine Erläuterungen durch Experimente zu untermauern, leider wissen wir heute nicht, welcher Art. Aber gerade hier auf dem Hof des Stifts Břevnov führte er sein Experiment mit den sog. Magdeburger Halbkugeln durch, dem auch Kaiserin Maria Theresia und ihr Gatte Franz I. zugegen waren. 1753 bemühte er sich – leider erfolglos – um die Gründung einer Akademie in Prag. Nebenbei sei noch erwähnt, dass er die Tochter von Josef Dobner (Daubner), eines Kleinseitner Bürgers und Schreiners zur Frau nahm, was ihn zum Schwager von Gelasius Daubner machte. Etwas weiter weg befindet sich das SpeedwaystadionMarkéta,auf dem auch internationale Speedway- Rennen ausgetragen werden – erstmals im Jahre 1965.Die folgende Begebenheit zeugt vom damaligen (sozialistischen) Zeitgeist: Bei einer aus Anlass des Todes von Nobelpreisträger Jaroslav Seifert im Januar 1986 zelebrierten Messe in der Basi- lika St. Margareta war kaum das eigene Wort zu verstehen, denn auf Anweisung der tsch. Staats- sicherheit (StB) die Zeremonie immer wieder von Motorgebrüll aus diesem Stadion unterbro- chen wurde. Ladronka,Tomanova Nr.1/Konskr.-Nr.1028 Schon ab dem 17. Jh. breitete sich auf dem Kamm über dem Motol-Tal das weitläufige An- Ladronka

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 23 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil wesen Ladronka aus. 1688 kaufte General Graf Philipp Ferdinand von Ladron die hiesigen Län- dereien und Weingärten, die bis dahin in Besitz von Baron Švihovský gewesen waren. Nach und nach entstand so eine gewaltige Herrschaft, die bis nach Smíchov reichte (dort gab es ebenfalls ein Anwesen Landronka). Wie es zu seinem Namen kam, liegt auf der Hand, dennoch gibt es noch eine Erklärung,die auf das italienische Wort ladron – Räuber anspielt.Ob es einen Zusammenhang mit dem Herrn General gibt, ist unbekannt. Schon damals wurde hier auch ein Gasthaus errichtet. Ladron’s Witwe verkaufte den Besitz an Graf Wolf von Pötting (siehe Petynka) – den Großprior des Malteserordens. Später wechselte das Anwesen häufig seine Besitzer, bis der riesige Besitz Schritt für Schritt parzel- liert wurde. Der Gasthof blieb hier allerdings bis in die 50er Jahre des 20. Jh. bestehen. Dann gab es hier nur noch ein paar Wohnungen,dann die Wohnungswirtschaft und den Betrieb ‚Parks und Wäl- der‘. All dies ging mit dem raschen Verfall des Objekts einher. Erst Squatter, die das Gebäude im Jahre 1994 besetzten,machten sicher ungewollt auf den unerfreulichen Zustand des Hofs Landron- ka aufmerksam.Zuguterletzt fand in den Jahren 2002-05 seine Sanierung zum Freizeitgelände statt. Die Sanierung der Gaststätte war so erfolgreich, dass sie 2006 zum ‚Bau des Jahres‘ gekrönt wurde. Alle Sportsfreunde hergehört – hier gibt es auch eine 3,8 km lange und hübsche Inlinerbahn. Šafránka, Kukulova Nr.20 Das letzte der hiesigen Anwesen ist Šafránka, das einst zu Motol gehörte. Im 14. Jh. gab es hier ein Weingut, dessen Namen aber erst im Jahre 1784 erwähnt wird. Interessant ist, dass es in Prag mehrere Anwesen dieses Namens gibt. Später verschwanden die hiesigen Weingärten und der Gutshof von der Wende des 18. zum 19. Jh. wurde nach dem 2. Weltkrieg vom Staatsgut genutzt. Vom historischen Gebäude ist nicht viel übrig geblieben,da es vor einigen Jahren abbrannte,die meisten der Grundstücke gehören heute dem Klinikum Motol. Šafránka

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

B – 24 – 1. Břevnov ‚NaVypichu‘ ist eine Ortsbezeichnung vom Beginn des 19.Jh.,als hier die Einöde‘Nad cihelnou – Über der Ziegelei’entstand.Die Bezeichnung rührt offensichtlich vom Begriff ‘vypíchnout – ausstechen’her. Des Weiteren breitet sich rechter Hand das ausgedehnte Wildgatter Hvězda (Stern) mit seinem gleich- namigen Renaissance-Lustschloss (Gemarkung Horní Liboc) aus und auf der Straße Bělohorská (an- schließend Karlovarská) gelangen wir ins sog.Malý Břevnov (Klein Břevnov). Malý Břevnov ist die Bezeichnung der nun schon dritten Ortschaft des heutigen Břevnov – außer dem eigentli- chen Břevnov (des späteren Velký /Großen/ Břevnov) und der OrtschaftTejnka gab es hier ab dem Ende des 18. Jh. eine weitere Siedlung, die anfangs Břevnovec – bzw. Malý (Kleines) Břevnov genannt wurde. Gerade hier erhebt sich der Weiße Berg (Bílá hora), der zum Symbol der Unterjochung des Böhmi- schen Königreiches wurde. Gerade hier fand am 8. November 1620 die unglückliche Schlacht (eher einem Scharmützel) statt,die das Schicksal des Ständeaufstands besiegelte und die Rekatholisierung einleitete.Bis heute zeugt ein Steindenkmal von diesem Ereignis.Schon 1624 hielten die Katholiken hier eine Dankeswallfahrt ab. In Reaktion darauf und zu Ehren des Sieges der Habsburger (und der Katholiken) ließ Ferdinand II. näher zur Hauptstraße eine Kapelle errichten. 1628 wurde der Grundstein zu diesem Bauwerk gelegt,aber zur Kapelle sollte auch noch ein Stift des Servitenordens hinzukommen. Das Stift blieb jedoch unvollendet (an seiner statt stand hier gewisse Zeit ein Spital), die Kapelle selbst wurde im Laufe der folgenden Kriegsereignisse mehrmals stark beschädigt. Zu Beginn des 18. Jh. wurde sie jedoch wiederhergestellt und später sogar erweitert. So entstanden hier nach und nach mehrere, durch einen Kreuzgang verbundene Kapellen, das Hauptheiligtum wurde 1706 der Siegreichen Jungfrau Maria geweiht. Der Bau des heiligen Areals setzte sich bis ca. Mitte des 18. Jh. fort. Autoren der Innenmalereien waren namentlich Kosmas Damian Asam und Wenzel Lorenz Reiner. Am Ende des 18. Jh. wurde der Wallfahrtsort unter Joseph II. jedoch aufgelöst – das unvollendete Stift wurde zum Gasthof umfunktioniert. 1811 kehrte die Wallfahrtsanlage jedoch in kirchliche Hand zurück und so untersteht sie heute der Verwaltung des Benediktinerstifts der hl. Margareta. Steindenkmal auf dem Weißen Berg (Bílá Hora) Větrník (Windmühle)

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 25 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Větrník In Richtung Petřiny an der Straße Ankarská befindet sich eine interessante Besonderheit. Auf dem Wirtschaftsgelände des Stifts stand nämlich auch eine Windmühle, tsch. ‚Větrník‘. Dabei ging es um eine echte Windmühle holländischer Bauart, die 1722 an dieser günstigen Stelle (Straße U Větrníku Nr. 1/Konskr.-Nr. 40) erbaut wurde. Noch bis in die 60er Jahre des 19. Jh. hinein wurde hier Korn gemahlen. Da war sie jedoch schon in Privatbesitz – ab 1794 gehörte sie Familie Kohoutek. Später wurde sie zu Wohnzwecken um- und ausgebaut.Der runde Turm des Gebäudes zeugt jedoch bis heute von seiner Vergangenheit und seiner Einzigartigkeit – ist dies doch die einzige bewahrte Windmühle in ganz Prag. Gleich in der Nähe gab es noch eine etwas kleinere Windmühle – diese wurde jedoch schon 1912 abgerissen.Gerade diese Windmühlen verhalfen diesem Ort zu seinem Namen. Die Ortsbezeichnung ging automatisch auf die Studentenwohnheime über, die hier in den Jahren 1964-67 nach einem Projekt von Vladimír Hladík errichtet wurden. Später dann auch auf die weiteren, unlängst mo- dernisierten Anbauten. Dabei geht es um den Gebäudekomplex Větrník-Süd (Hvězda) und Větrník-Nord (Větrník). Institut für makromolekulare Chemie an der Akademie der Wissenschaften der Tsch.Republik Aus der Straße Ankarská gelangen wir durch die Straße Zeyerova entlang des Wildgatters zu einem Objekt aus neuerer Zeit. Denn zu Břevnov gehört auch das in den Jahren 1960-64 nach einem Pro- jekt des Architekten Karel Prager erbaute Institut für makromolekulare Chemie an der Akademie der Institut für makromolekulare Chemie an der AdW der Tsch. Republik

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

B – 26 – 1. Břevnov WissenschaftenderTsch.Republik.Der Platz,an dem das Gebäude (Nr.1888) steht,trägt den Namen des Nobelpreisträgers Jaroslav Heyrovský.Mitbegründer des Instituts war ein weiterer namhafter Wis- senschaftler – Otto Wichterle (1913-1998),dessen Denkmal im Park vor dem Eingang steht. Wohnsiedlung Petřiny Die Wohnsiedlung Petřiny im Bereich zwischen dem Heyrovský-Platz und dem Militärkrankenhaus gehört zum Teil zu Gemarkung Břevnov und zum Teil zu Gemarkung Veleslavín. Die älteste Platten- bausiedlung von Prag wurde 1959-69 nach Plänen der Architekten Evžen Benda und Vojtěch Mixa errichtet.In den letzten Jahren hat sich ihre Fläche durch weitere Wohnkomplexe – z.B.vom Architek- ten Milunič – noch vergrößert. Straße Na Petřinách Zentrales Militärkrankenhaus (Foto: Archiv ÚVN)

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 27 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Zentrales Militärkrankenhaus (Ústřední vojenská nemocnice) Das Zentrale Militärkrankenhaus (ÚVN) wird allgemein Střešovice zugedacht, obwohl es in der Ge- markung Břevnov steht. Ein Militärkrankenhaus wurde verhältnismäßig lange in Erwägung gezogen, da sich die bestehenden medizinischen Einrichtungen als unzureichend erwiesen.Aber erst in den 30er Jahren des 20.Jh.stand endlich sein Standort fest.1936 begann man zu bauen und am 1.Juli 1938 wurde sein erster Teil feier- lich seiner Bestimmung übergeben – damals unter dem Namen Masaryk-Militärkrankenhaus. Im Krieg wurde hier ein deutsches Armeelazarett eingerichtet, in dem bis zu 2000 Patienten lagen (bei seiner Eröffnung hatte es gerademal 400 Betten). Nach Kriegsende wurde das gesamte Areal modernisiert und um weitere Abteilungen erweitert, bis es zu einem der besten Kliniken in Tschechien aufstieg.Heute werden hier natürlich auch zivile Patienten behandelt und nicht nur Soldaten. Villa Rothmayer In der nahen Straße U páté baterie Nr.50/Konskr.-Nr.896 (x U vojenské nemocnice Nr.12) steht eine interessant konzipierte Villa, die Architekt Otto Rothmayer (1892-1966), der Nachfolger von Josip Plečnik, für seine Familie bauen ließ. Die Umgebung des Hauses sah damals anders aus als heute, wo die Aussicht aus dem Garten vom Gebäude des Militärkrankenhauses versperrt wird. Das anmutige Gebäude springt mit einem interessanten runden Objekt mit innerer Wendeltreppe in den Garten vor. Gerade dieser Garten war Inspirationsquelle und häufiges Fotoobjekt eines weiteren Freundes des Architekten – des Fotografen Josef Sudek (1896-1976). Bis 2008 lebte die Familie des Autoren in der Villa,dann kaufte es ihnen die Galerie der Hauptstadt Prag ab.Nach seiner notwendigen Rekonstruk- tion soll es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Villa Rothmayer

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

S – 28 – 2. Střešovice

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 29 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil S 2. Střešovice Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Střešovice (Třešovice) steht im Falsum der Gründungs- urkunde des Stifts Břevnov (Breunau) aus dem Jahre 993, die auch eine Beschreibung ihres Besitzes enthält. Auch archäologische Erkundungen bekräftigen eine Datierung des Ortes ins 10. Jahrhundert. Im Bereich der Straßen Střešovická und Pod kostelem fand man Grabstätten aus dem 10.– 11.Jh.und auch eine frühe Siedlung wurde hier nachgewiesen. Diese gelangte zur Mitte des 12. Jh. in den Besitz des Klosters Strahov und gehörte den Prämonstratensern mit gewissen Unterbrechungen bis zum Be- ginn des 20.Jahrhunderts.Seit 1922 ist Střešovice Teil von Prag.In der Zeit zwischen den Weltkriegen machte Střešovice eine stürmische Entwicklung durch – die einstige Klostersiedlung avancierte so zum modischen Viertel mit ausgedehnter Villenbebauung. Die Verbindungsstraße Střešovická, die Achse von Střešovice, trennt das Stadtgebiet in zwei Teile – in das Garten- und Villenviertel Ořechovka und einen zweiten Teil mit älterer Bebauung. Entlang dieser Straße zieht sich linkerhand in Richtung Mi- litärkrankenhaus eine interessante, unter Landschaftsschutz stehende Lokalität mit Sandsteinfelsen hin. An diesen Felsen ‚klebten‘ einst alte Häuser, die in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts leider abgerissen wurden. Aber ihre Umrisse in den Felsen sind bis heute auszumachen. Auch weitere Häuschen,die an die einstige Vorstadt erinnerten,verschwanden in den 80er Jahren – namentlich in der Straße ‚U Hradního vodojemu‘ und so ist nicht viel vom ‚alten Střešovice‘ übrig geblieben. Auch die Straßen haben ‚militärische’ Namen, scheinbar in Zusammenhang mit dem Militärkrankenhaus. Die Straßennamen haben allerdings nichts mit der ursprünglichen Bestimmung des Krankenhauses gemein,sondern widerspiegeln viel ältere Geschichte.Namentlich die Ära der österreichisch-preußischen Kriege zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Der erste Krieg brach nach der Thronbesteigung von Maria Theresia im Jahre 1740 aus, er ging alsÖsterreichischerErbfolgekriegindieGeschichteein.InseinererstenPhasewurdePragvonverbündetenbay- erisch-französischen Truppen besetzt. Trotz abgeschlossener Friedensverträge flammte der Krieg immer wie-

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

S – 30 – 2. Střešovice der auf. An der dritten Phase dieser kriegerischen Auseinandersetzung, dem sog. Siebenjährigen Krieg in den Jahren 1756-63,nahmen bereits alle europäischen Mächte teil. Im Sommer des Jahres 1757 wurde Prag vom Preußenkönig Friedrich II. belagert und gerade an dieser Stelle zogen die Preußen ihre Artillerieverbände zusammen. Wohl auch deswegen muten die hiesigen Stra- ßen und Häuserblöcke wie mit dem Lineal gezogen an, andererseits gibt es dank einer gewissen Großzügigkeit hier auch viel Grün. Auch der Platz Před Bateriemi (Vor den Batterien), wo eines der hiesigen kirchlichen Objekte steht – der funktionalistische Bau der Versammlung der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche aus dem Jahre 1938 von Architekt Bohumír Kozák – hat parkähnli- chen Charakter. Dies ist ein auffälliges Bau- werk mit einem turmartigen Teil und zahlrei- chen historisierenden Elementen im Interieur und Exterieur. Dr. theol. Karel Farský (1880-1927) war ur- sprünglich römisch-katholischer Priester und Ver- treter der Ideen des Modernismus in der Kirche und Repräsentant der sog. Reformpriester. Diese Aktivität führte letztendlich zur Abspaltung von der katholischen Kirche und 1920 zur Gründung einer eigenständigen Tschechoslowakischen Re- form- und Nationalkirche. Gleichzeitig wurde er ihr erster Patriarch und verdiente sich zudem um die Errichtung des ersten Wohnheims für Theolo- giestudenten in Dejvice. Außerdem ist er Autor zahlreicher, namentlich theologischer Werke. Ein paar Jahrzehnte älter ist die römisch- katholische Hauptkirche St. Norbert in der Straße Sibeliova. Der kirchlichen Obrigkeit wegen musste die Gemeinde recht lange auf ihre eigene Pfarrkirche warten, da diese der Bethaus der Tschechoslow. Hussitischen Kirche Blick von Střešovice

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 31 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Meinung war, dass es die Gläubigen ja nicht weit zur Kirche in Strahov hätten. Die von František Rožánek im neoromanischen Stil erbaute Kirche St. Norbert wurde 1891 geweiht (der hl. Norbert ist Schutzheiliger von Kloster Strahov).Das Kircheninnere zieren Schnitzereien von JosefKrejčík,die Bil- der sind ein Werk des Malers Jan Heřman.In Anlehnung an den Weihnamen der Kirche bürgerte sich die Ortsbezeichnung Norbertov ein,auch die anschließende Straße trägt diesen Namen.Das Pfarrhaus der Kirche befindet sich in der Straße Sibeliova Nr.2/Konkr.-Nr.49. Ein paar Schritte vom Platz Před Bateriemi (Vor den Batterien) entfernt, erinnert der Name Andělka an eine ältere kirchliche Tradition. In der Vergangenheit führte aus Břevnov ein wichtiger Weg über die Anhöhe durch Střešovice.An diesem Weg gründete Abt Gabriel aus dem Kloster Strahov im Jahre 1756 an der Stelle eines älteren Weingutes einen neuen Hof (Pod bateriemi Nr. 7). Die Bezeichnung rührt von der Kapelle her, die in einem Zug mit dem Hof errichtet wurde und der heiligen Jungfrau Maria Engelskönigin geweiht wurde.Zu Beginn des 20.Jh.erbaute das Kloster Strahov hier eine Kin- derbewahranstalt mit dem Namen Norbertinum, aber nach dem 1. Weltkrieg begann man sie wieder abzureißen. Auf einem Teil der Grundstücke wurde eine Turnhalle (Sokolovna) errichtet – heute Ta- tran Střešovice. Der älteste Kern des Objekts wurde 1970 völlig unsinnigerweise abgerissen,aber ein Teil der ursprüng- lichen Disposition des Meierhofes blieb bis heute bewahrt. Zu Beginn des 19. Jh. wurden die Grund- stücke dann zerstückelt und mit kleineren Häusern verbaut. Das Hauptgebäude des Hofes diente da- zumal als Gastwirtschaft. Dieser Bereich bildete zusammen mit ein paar weiteren Häusern den Kern des historischen Střešovice. Nach 1526, als die Habsburger in der Person von Ferdinand I. den böhmischen Thron bestiegen, begann der allmählicheRenaissanceumbauderPragerBurgundinihrer Umgebung wiederum entstanden zahlreiche Gär- Kirche St. Norbert

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

S – 32 – 2. Střešovice ten,namentlich jedoch der Königliche Garten.Da hierdurch derWasserverbrauch enorm anstieg,ließ Ferdinand I. anno 1540 die neue ‚Schlosswasserleitung‘ bauen, die gerade hier, beim Hof Andělka begann. Offensichtlich ging es um ein in einem Stollen verlegtes WasserrohrzurBurg über das sog.Czernin-Feld (Černínské pole).20 Jahre später wurde die Burgwasserleitung noch ausgebaut. Das Wasser aus den Fassungsstollen in Střešovice, Veleslavín und Liboc führte u.a. auch direkt in die kaiserliche Küche und speiste die Brunnen auf dem St. Georg Platz (Jiřské náměstí) auf der Burg. Später wurde der Wasservorrat noch um Teiche erweitert, von denen sich einige bis heute in dieser Gegend befinden. Wenn man z.B. auf der Straße Pod Andělkou weiter geht, gelangt man zur Ortslage Na Kocourkách. Die Straße kam erst 1957 zu dieser Benennung,sie ist jedoch viel älter. Kocourka,Ve Střešovičkách Nr.6/Konkr.-Nr.36 Diese Bezeichnung ist bereits im 18.Jh.belegt,als sich hier das Armenhaus von Břevnov befand,später bürgerte sich diese Bezeichnung für das gesamte Gebiet der Südseite hinter Břevnov ein. Sie rührt offensichtlich vom Namen irgendeines der Besitzer der hiesigen Weingärten her.Ab 1838 wurde dieser Bereich Malé (Klein) Střešovice genannt, heute heißt er Střešovičky. Bis zum Ende des 18. Jh. stand in der Lokalität Na Kocourkách nur ein einziges Haus.Dann wurde Haus Nr.16 an ihm angebaut und später noch ein weiteres Haus. Die Straße Na Kocourkách – die heutige sog. Zlatá ulička (Goldene Gasse) in Střešovičky ist die älteste,bis heute bewahrte Straße. In einem der hiesigen Häuser lebte der heute weniger bekannte akademische Maler und Grafiker Karel Holan (1893-1953).Er war Mitglied des KünstlerischenVereins und desVereins bildender Künstler Mánes.In seinen frühen Werken ist deutlich der Einfluss von Münch‘s Werken zu erkennen. Anfangs widmete er sich vor allem sozialenThemen der Prager Peripherie, später malte er Landschaften und Prager Motive. Straße Na Kocourkách

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 33 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Einer der ältesten hiesigen Höfe hieß Hubálka (siehe die Straße Na Hubálce, zwischen den Straßen Sibeliova und Střešovická).Nur noch Zeitzeugen und vergilbte Fotografien erinnern (sich) an das nach 1950 abgerissene Gehöft. Hier stand einst auch die Gastwirtschaft Na Hubálce, in der die Mitglieder des Vereins der Ziegelarbeiter zusammenkamen. An die geschichtlichen Hintergründe erinnert heute nur noch der Straßenname. Der Name der nahen Straße U střešovických hřišť hängt mit den hiesigen Sportstätten (tsch. hřiště) zusammen. Unter anderem befinden sich hier das beliebte Schwimmbad-Areal und Freibad Petynka. Sein Kern ist ein 50-Meter-Becken mit einer Besonderheit – einer über 100 m langen Riesenrutsche. Auch die Straße Nad Hradním vodojemem (Über der Burgwasserleitung) mündet in die Straße Sibe- liova und führt anschließend parallel zur Hauptstraße, der Střešovická třída weiter. Gerade hier steht ein architektonisches Schmuckstück. Villa Müller,Nad Hradním vodojemem Nr.14/Konkr.-Nr.642 Villa Müller ist eine außergewöhnlich interessante funktionalistische Villa von Adolf Loos aus den Jahren 1928–30. Dieser weltbekannte Architekt wendete im Projekt den sog. Raumplan an, also ein System mehrgeschossiger, teilweise ineinander geschachtelter Räume. Das gleiche Prinzip wendete er auch bei der Konzeption des Gartens an,der 1999 samt der Villa in seinen ursprünglichen Zustand zu- rückversetzt wurde.Das Innere der Villa zieren zahlreiche ursprüngliche Elemente,u.a.die Ausstattung der Badezimmer, Küche, Halle usw.; die Räume sind zum größten Teil mit ursprünglichen Möbeln ausgestattet. Auftraggeber der Villa war der Miteigentümer einer renommierten Baufirma – František Müller. Nach dem kommunistischen Putsch wurde ein großer Teil des Objekts beschlagnahmt, 1989 wurde die Villa jedoch ihren Besitzern zurückerstattet. Die Stadt Prag kaufte sie ihnen jedoch ab und nach einer sensibel ausgeführten Restaurierung dient es heute als Museum der Architektur jener Zeit. Villa Müller

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

S – 34 – 2. Střešovice Adolf Loos (1870–1933) war ein weltweit anerkannte Architekt. Er wurde in Brünn, in der Familie eines jüdischen Steinmetzens geboren. Er war Autor eigenwilliger, kubusförmiger Objekte. Er absolvierte die Ge- werbeschule in Liberec (Reichenberg) und dieTechnische Hochschule in Brno (Brünn). Er lebte abwechselnd in Wien und Paris, bei seinen Pragaufenthalten logierte regelmäßig im Hotel Palace, wo er ein vorausgezahltes Apartment hatte. Seine Bauten sind in Prag,Brünn,Wien,aber auch anderswo zu finden.Er leitete Kunstkurse,an denen unter anderemauchRudolfWels,KarlSimon,JacquesGroag,ErnstWiesner,SigismundKerekesoderHeinrichKulka teilnahmen.In Prag baute er zwei Villen unter Anwendung des sog.Raumplans.Diese bilden eine Kompositi- on gegenseitig verschachtelter Räume auf verschiedenen Ebenen mit dominierender Wohnhalle in Höhe zweier Geschosse. 1930 erhielt Loos von Präsident Masaryk eine Ehrenpension. Er starb in Kalksburg bei Wien. Die Straße Nad Hradním vodojemem erlitt in der jüngsten Vergangenheit zwar große Verluste an Baudenkmalen,aber auch hier entstehen nach und nach neue Traditionen. Dazu trägt u.a. auch das Familienunternehmen ‚Jaroslav Huder & Sohn‘ (Nr. 17/Konskr.-Nr. 25) bei, dessen Wur- zeln bis zum Anfang des 20. Jh. zurückreichen. Heute finden hier Faschingsfeiern, Schlachtfeste und sonstige Veranstaltungen statt.Die Fleische- rei hält sogar den tschechischen Rekord für die längste Bratwurst. An die Atmosphäre der einstigen Vorstadt erin- nert der unlängst aus Initiative der Bürgervereini- gung ‚Staré Střešovice‘ (gegründet im Jahre 1997) reparierte Glockenturm aus dem Ende des 19.Jh. Auch die nahe Straße‚Starostřešovická‘und teil- weise auch die Straße‚Pod Bateriemi‘erinnern in ihrer Bebauung an ihre einstige Geschichte. Gegenüber dem Haus ‚Nad Hradním vodojemem‘ Nr. 59/Konskr.-Nr. 67 ragt ein interessanter Anwärter auf den Titel ‚Denkmalbaum‘ auf – ein ca. 140 Jahre alter Maulbeerbaum. Diese Obst- und Zierbäume werden heute nur noch selten ausgepflanzt,außerdem sind bei uns nur manche seiner 15 Arten winterfest. Ořechovka Seinen Namen bekam dieser Ort von einem einstigen Anwesen aus dem Jahre 1710, das dem Hof- kammersekretär Jan Kryštof Bořek - Bořekovka gehörte – der sog. Hof Vořechovka, hochsprachlich ‚Ořechovka‘.Zeitzeugen zufolge hatte sein Schlösschen einen herrlichen Garten französischenTyps – bis zu dem Augenblick, als sie die französische Armee anno 1742 zerstörte. Später gelangte dieses Gebiet in die Hände des Ärars und so entstanden hier Artillerielabors (siehe der Straßenname Dělostřelecká = Artilleriestraße) und Waffenlager. Nach der Gründung der Republik wurden die hiesigen Grundstücke zum Bau eines Villenviertels par- zelliert. Glockenturm Nad hradním vodojemem

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 35 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Die ‚Gartenstadt‘ ist ein urbanistisches Phänomen von der Wende des 19. zum 20. Jh., das aus den Gedanken des Briten Ebenezer Howard (1850-1928) hervorging. Zentrales Motiv seiner Werke war es, die Vorteile des Stadt- und Dorflebens miteinander zu verbinden und so auf die ständig wachsendeVerdichtung der städtischen Agglomeration zu reagieren. Im Prinzip geht es hierbei um einen in sich geschlossenen Komplex, bei dem mit keiner weiteren Ausdehnung, sondern lediglich mit der Wiederholung des gleichen urbanistischen Konzepts auf einer angrenzenden Fläche gerechnet wird. Das Konzept der Gartenstadt setzte sich zuerst in Großbritannien durch. In der Architektur der damaligen Tschechoslowakei (namentlich in der von Prag) taucht es erst in den 20er Jahren, in Verbindung mit der Tätigkeit der Staatlichen Regulierungskommission auf. Der ausgedehnte Bau von Gartenstädten wurde sogar aus dem Staatsbudget gefördert, aber der ursprüngliche Gedanke eines ‚sozialen‘ Wohnens war zu jener Zeit bereits passé. Die erste Prager Gartenstadt war ‚Ořechovka‘ in Střešovice, später folgten noch drei weitere Prager Viertel. In Prag 6 namentlich das Villenviertel Baba. Der Regulierungsplan für die Gartenstadt Ořechovka stammt aus der Feder der Urbanisten Jaroslav Vondrák und Jan Šenkýř, die in dem 1920 ausgeschriebenen öffentlichen Wettbewerb gesiegt hatten. Binnen weniger Jahre entstand hier ein modernes Viertel mit 197 Häusern und insgesamt 224 Woh- nungen.Den Mittelpunkt des Viertels bildete der Machar-Platz mit einem interessanten Mehrzweck- gebäude mit Geschäften,Arztpraxis,Kino und Restaurant (Eigenentwurf von Jaroslav Vondrák).Auch ein Theater- und Tanzsaal und ein Kino wurden hier eingerichtet. Seiner architektonischen Besonder- heit wegen wurde dieses Gebiet 1991 zur Denkmalzone ausgerufen. Für den Bau der hiesigen Villen gab es strenge Regeln, die der Gartenstadt einen einheitlichen Charakter verliehen. Die meisten dieser Villen stammen von namhaften Architekten jener Zeit, viele von ihnen bauten sich hier ihre eigenen Häuser. Ořechovka

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

S – 36 – 2. Střešovice Villa Vondrák

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 37 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Villa von Vincenc Beneš

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

S – 38 – 2. Střešovice Rund um den Machar-Platz führen zwei Stra- ßen – die West- und die Oststraße (Západní u. Východní). Die Jaroslav-Vondrák-Villa in der Západní Nr. 21/Konskr.-Nr. 488 wurde in den Jahren 1923-24 nach einem Projekt ihres Besit- zers,des Architekten JaroslavVondrák erbaut,der sich auch an der Erarbeitung des urbanistischen Konzepts dieses Ortes beteiligte. Das Viertel Ořechovka wurde so damals zu einem weiteren Prager ‚Ausstellungssaal‘ der modernen Archi- tektur.Die eigenwillige Villa scheint sich aus drei geometrisierenden Körpern zusammenzusetzen, die sich gegenseitig durchdringen und im End- effekt einen seltsam asymmetrischen Bau bilden. Die Nachbarvilla (Nr.19/Konskr.-Nr.489) wurde nach einem Projekt von Alois Dryák erbaut. Villa Kafka, Na Ořechovce Nr.41/Konskr.-Nr.484 In der Straße Na Ořechovce Nr. 41/Konskr.-Nr. 484 steht die Villa Kafka. Das mehrgeschossige Backsteinhaus wurde in den Jahren 1923-24 nach Plänen des Architekten Pavel Janák für das Ehepaar Kafka erbaut – den Bildhauer BohumilKafka(1878-1942) und dessen FrauBerta.Die schlichte Fassa- Villa Kafka Villa Španiel

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 39 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil de des Hauses ziert über der Eingangstür die eigene Büste des Bildhauers (Gedenktafel aus dem Jahre 1969). Das Erdgeschoss barg ein Bildhaueratelier. Nach dem Tode ihres Mannes lebte die kinderlose Witwe Kafka allein im Haus, deshalb vermachte sie das Haus ihrer Pflegerin. Deren Familie besitzt das Haus bis heute noch. In der gleichen Straße (Na Ořechovce Nr. 35/ Konskr.-Nr. 487) wohnte ein weiterer Bildhauer – Otakar Španiel (1881-1955,Gedenktafel).Seine Villa erbaute 1924 Architekt Ladislav Machoň. Und ein Bildhauer zum Dritten: Břetislav Benda (1897-1983) besaß gleich nebenan die Villa Nr. 37/ Konskr.-Nr.486,die Architekt Fr.Vahala für Familie Benda errichten ließ. In einer Seitenstraße,der ‚Lomená‘ (Nr.12/Konskr.-Nr.494) steht ein Haus,das Architekt Pavel Janák für die Familie des Malers Emanuel Filla (1882-1953) und dessen Schwager František Krejčí (1904- 1968) baute. Villa Špála, Na Dračkách Nr.5/Konskr.-Nr.755 Der Maler und Grafiker Václav Špála (1885-1946) hatte Otakar Novotný, seinen Kollegen aus dem Verein Mánes, mit dem Bau seiner Villa beauftragt. Der Architekt errichtete in den Jahren 1931-32 ein Wohnobjekt samt Atelier als Backstein-Kubus, den lediglich die Fensteröffnungen aufgliederten. Gleichzeitig entwarf er die hübsche Gestaltung des Gartens. Die Villa ist bis heute in Besitz dieser Familie. Villa Špála Haus in der Lomená ulice vom Architekten Pavel Janák

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

S – 40 – 2. Střešovice In der gleichen Straße, in der Villa Nr. 25/Konskr.-Nr. 847, wohnte der Maler und Illustrator Václav Fiala (1896-1980). In der Straße Střešovická Nr.54/Konskr.-Nr.853 hatte auch der Maler MiloslavHolý (1897-1974) seine Wohnung samt Atelier. Der Maler Vincenc Beneš (1883-1979),der Schöpfer des neuzeitlichen Ausschmückung des National- theaters, besaß das Haus Nr. 24/Konskr.-Nr. 492 in der Straße Cukrovarnická. Auch sein Haus samt Atelier wurde von Architekt Pavel Janák entworfen. Am Ende der Straße Cukrovarnická befindet sich in der Nähe der Bahnstrecke (Nr. 131) der kleine, Ende des 19. Jahrhunderts (1899) gegründete Friedhof von Střešovice – vordem hatte man die Toten auf dem St.-Johannes-Friedhof in Šárka begraben (1713 als Pestfriedhof gegründet). Hier gibt es eine Reihe von Soldatengräbern, die an den 1. und 2. Weltkrieg erinnern. Hier liegen auch der Maler Emil Filla (1882-1953), dessen Schwager, der Musiker Iša Krejčí (1904-1968), der Sänger Milan Chladil (1931-84), der Bruder des Präsidenten Edvard Beneš sowie der Politiker Vojtěch Beneš (1878-1951) begraben. Der Name des Bruders des Präsidenten Beneš ist in der Öffentlichkeit recht unbekannt,aber auch Vojtěch(‚Vojta‘) Beneš war Politiker und Abgeordneter. Seiner Kontakte zur Bewegung ‚Krajanské hnutí‘ wirkte er schon vor dem 1.Weltkrieg in den USA.Seine diesbezüglicheTätigkeit wusste Präsident Masaryk später geschickt zur Or- ganisierung des Ersten Widerstands zu nutzen. In der Ersten Republik, also zwischen den Weltkriegen, befasste Friedhof Střešovice

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 41 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil er sich außer mit Politik vor allem mit Fragen des Schulwesens – er war sogar Zentralinspektor für nationales Schulwesen. Im 2. Weltkrieg wirkte wiederum vor allem in den USA. In den Jahren 1946-48 war er in der Konstituierende Nationalversammlung tätig. Beim kommunistischen Putsch von 1948 war er Verfechter des entschlossenen Widerstands, emigrierte später jedoch. Nach seinem Tode wurden seine Gebeine nach Prag über- führt und an einer unauffälligen Stelle auf dem Friedhof in Střešovice beigesetzt. Auch seine Söhne befassen sich mit Politik, seine Schwester ehelichte Zbigniew Brzezinský. Interessant ist, dass sofort nach der Aufteilung des Viertels hier auch das ursprüngliche Zuckerfor- schungsinstitut errichtet wurde – das heutige Physikalische Institut an der Akademie der Wissen- schaften (Cukrovarnická Nr. 10/Konskr.-Nr. 112). Eine Institution, die sich auf die grundlegende und angewandte Forschung auf dem Gebiet der Physik spezialisiert und die ihre Anfänge in den 30.Jahren in den Škoda-Werken in Pilsen hatte.Hier befindet sich u.a.auch die Bibliothek dieses Instituts. Die ursprünglichen Vorstadtgebiete zeichneten sich durch eine typische Besonderheit aus:Wer sich keinen großen Garten leisten konnte, wurde kurzum zum Schrebergärtner. In den 20er Jahren bildeten die Schrebergärtner ganze Gartenkolonien, in denen sie Obst und Gemüse für den Hausgebrauch züchteten. Gewöhnlich blieb auch noch ein Plätzchen für eine Gartenlaube oder Holzhütte. Im verflossenen Regime pflegte man sich hier in Ge- sellschaft gleichdenkender Menschen zu erholen und abzureagieren.In letzter Zeit werden diese Schrebergärten jedoch schrittweise liquidiert, da die Grundstückspreise in der Stadt in die Höhe schießen. Eine der ältesten Gartenkolonien gibt es jedoch bis heute in Střešovice, am Anfang von Ořechovka. Sie entstand schon 1926 und so gibt es hier verschiedenste, hübsch bemalte oder mit Holzschnitzereien versehene gezimmerte Gartenlauben zu bewundern. Villa Hübschmann

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

S – 42 – 2. Střešovice Straßenbahndepot Střešovice - Museum des ÖPNV Straßenbahndepot Střešovice - Museum des ÖPNV

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 43 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil In den Jahren 1926-27 erbaute sich Architekt Bohumil Hübschmann (Hybšman, 1878-1961) nach eigenen Plänen eine Familienvilla in der Straße U Laboratoře Nr. 4/Konskr.-Nr. 565. Das schlichte Äußere der Villa birgt ein viel komplizierteres Interieur mit zwei Aufgängen und einem Wintergarten. Das Haus ist bis heute in Besitz der Familie ihres Erbauers. Nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs richtete Adolf Eichmann in Wien die berüchtigte Zentralstelle für Jüdische Auswanderung ein. Und sofort nach der Besetzung Böhmens und Mährens auch eine Zweigstelle in Prag – in der Straße Dělostřelecká Nr. 11/ Konskr.-Nr. 585. Die Prager Zweigstelle leitete er anfangs höchstpersönlich, später wechselte ihn Hans Günther ab. In der Straße U Laboratoře Nr. 22/Konskr.-Nr. 538 lebte aber nach seiner Rückkehr aus der Emi- gration auch Egon Erwin Kisch (1886-1948). Die Villa gehörte seinem Schulfreund Fischer, der als einziger der Familie lebend aus dem KZ zurückgekehrt war. Das Familienhaus wurde von den Deut- schen als ‚jüdisches Eigentum‘ konfisziert und so wohnte während des Krieges Adolf Eichmann in dessen 1. Stock. Paradoxerweise war Kisch nun der Nachbar von Eichmanns Schwager Karel Lukáš. Nur nebenbei – dieser lebte hier bis 1953 und bekam als Beamter des Verteidigungsministeriums eine noch größere Wohnung! Und dies alles zu Zeiten der Prozesse,die Kisch’s Frau Gisela wohl nur durch ein Wunder überlebte. Egon Erwin Kisch (1885–1948) war Schriftsteller und Journalist. Er wurde in der Melantrich-Straße, in der Prager Altstadt geboren. Seine Vorfahren waren aus Spanien vor der Inquisition geflohen und ließen sich im Städtchen Chiesch (Chýše) bei Karlsbad nieder – daher der Name Kisch,die Mutter stammte aus der Familie des Rabbi Löw. Die Familie gehörte zu den assimilierten Juden und deshalb wurden sie sich erst mit dem Macht- antritt Hitlers ihres jüdischen Ursprungs bewusst. Den 2. Weltkrieg verbrachte Kisch in der Emigration, nach Prag kehrte er erst nach dem Krieg zurück. Er starb nur einen Monat nach dem kommunistischen Putsch in der Tschechoslowakei(eristimKolumbariuminStrašnicebeigesetztundmitnichtenauf demjüdischenFriedhof,mit ihm ruht hier auch seine Gemahlin‚Gisl‘). Der ‚Rasende Reporter‘ sagte einmal, er habe mit seinem Judentum eine interessante Erfahrung gemacht. „Ich stamme aus Prag, bin Jude, Kommunist und aus guter Familie – etwas von jedem hat mir immer wieder ge- holfen.“ In der selben Straße steht noch eine interessante Villa.Diese ließ sich Architekt J.Rössler nach eigenen Entwürfen errichten (U Laboratoře Nr.18/Konskr.-Nr.552). Straßenbahndepot Střešovice – Museum des ÖPNV (MHD) Im Straßenbahndepot Prag – Střešovice befindet sich eine einzigartige Ausstellung unter dem Namen Museum des Öffentlichen Nahverkehrs in Prag (Muzeum městské hromadné dopravy v Praze). 1993 wurde das Museum feierlich eröffnet. Der Grundstein zu diesen Sammlungen wurde jedoch schon 1929 gelegt, als ein Waggon der früheren Pferdebahn zu Museumszwecken ausgesondert wurde, die seit 1875 in Prag verkehrte.Mit der ständigen Erneuerung des Fuhrparks des öffentlichen Nahverkehrs stieg auch die Anzahl der historischen Waggons. Aber auch die im Jahre 1909 erbaute Remise selbst ist ein denkmalgeschütztes Gebäude.1998 wurde das gesamte Ensemble von 50 historischen Waggons und weiteren 34 Ausstellungsstücken zum Kulturdenkmal ausgerufen. Teil der musealen Ausstellung

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

S – 44 – 2. Střešovice Villen in der Straße Pod hradbami Villa Traub

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 45 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil ist auch ein Überblick über die Geschichte des städtischen Verkehrs. Das Museum bietet jedoch auch attraktive Erlebnisse – z.B. historische Strassenbahnfahrten durch Prag, in der touristischen Saison jeweils an den Wochenenden,ansonsten auf Wunsch. Nur ein Stück vom Depot entfernt steht eine weitere interessante Villa.Im Jahre 1928 ließ sich hier Un- ternehmer und FabrikantEdmundTraub (von ihm war im 1.Teil die Rede) in Střešovice,in der Straße Pod Hradbami 17/Konskr.-Nr. 658, eine funktionalistische Villa erbauen. Mit ihrem Bau beauftragte er den bekannten Berliner Architekten Bruno Paul. Dieser erbaute hier ein ausgedehntes funktionali- stisches Objekt, zudem auf einem problematischen Grundstück, das er zuerst aufschütten und ebnen lassen musste. Das zweigeschossige Haus widerspiegelte die hohen Anforderungen der Eigentümer in Bezug auf Wohnkultur und Repräsentation. Nach Kriegsende kehrten die jüdischen Besitzer aus der Emigration zurück,doch schon bald waren sie gezwungen,ein zweites Mal zu emigrieren.Das konfis- zierte Haus diente fortan diplomatischen Zwecken,derzeit siedelt hier die Botschaft von Ungarn. In der Straße Pod hradbami Nr.8 /Konskr.-Nr.656 steht das Haus des Architekten BohumilKozákaus dem Jahre 1928. Ein paar Schritte weiter, in der Straße Dělostřelecká Nr. 1/ Konskr.-Nr. 654 steht die Villa,die der frühere Präsident der Republik,Václav Havel (1936-2011) kaufte. # Villa von Václav Havel

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

V – 46 – 3.Veleslavín

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 47 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil V 3. Veleslavín Der Name des Ortes (deutsch Weleslawin), der erstmals in Zusammenhang mit der Gründung des Stifts Břevnov (Breunau) erwähnt wird, rührt offensichtlich vom Personennamen Veleslav her. Viel älter und interessanter ist der Umstand, dass Veleslavín eine bedeutende archäologische Lokalität ist. Hier fand man nämlich älteste slawische Keramik vom Veleslavín-Typ, die noch aus Zeiten der An- kunft der Slawen,d.h.aus dem 6.Jh.stammt. Im 16.Jh.wirtschaftete hier Štěpán Adam von Veleslavín - Vater des bekannten Buchdruckers Daniel Adam von Veleslavín, der von seinem Schwiegervater eine bekannte Druckerei in der Straße Sirková – der heutigen Melantrich-Straße übernahm.An Daniel Adam erinnert ein Denkmal in der Straße U Sadu,das Bildhauer Antonín Procházka am Anfang des 20.Jh.schuf. DanielAdamvonVeleslavín (1546-99) wurde nach seinen Studien an der Karls-Universität Geschichtspro- fessor. Die Universität unterstand als kirchliche Institution jedoch dem Zölibat und so konnte der Professor keine Ehe eingehen. Deshalb verließ er die Universität und ehelichte dieTochter des Buchdruckers Georg Me- lantrich von Aventin. Nach dem Tode seines Schwiegervaters leitete er diese Druckerei selbst. Der Verlag gab Bücher aller Genres der lehrreichen Literatur heraus, Übersetzungen und Lehrbücher, Arztbücher, Herbarien, usw.Namentlich die tschechisch geschriebenen Bücher waren in schönemTschechisch verfasst und wurden spä- ter zum Vorbild für die ‚Wiedergebürtler‘ (tsch. obrozenec). Nach seinem Tod führte dessen Sohn Samuel die Druckerei weiter, der jedoch nach der Schlacht am Weißen Berg seines Glaubens wegen emigrieren musste. Und so wurden die Anlagen der berühmten Druckerei von den Jesuiten konfisziert und ins Clementinum (Jesuitenkolleg) transportiert. Ein weiteres Anwesen in Veleslavín gehörte dem ita- lienischen Baumeister Ulrico Aostallis de Sala, der 1567 zum ‚Baumeister der Prager Burg‘ und Bau- amtsverwalter der Prager Burg ernannt wurde. Er war u.a. Autor der Kapelle über dem Grab des hl. Adal- bert (Vojtěch) vor der unvollendeten Kathedrale und weiterer Bauten aus der Zeit der Renaissance und des Manierismus in und außerhalb von Prag. Denkmal von Daniel Adam von Veleslavín

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

V – 48 – 3.Veleslavín Schloss Veleslavín

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 49 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Der in Prag ansässig gewordene Italiener mit dem vertschechischten Namen Oldřich Avostalis (1525-97) ge- hörte einem weit verzweigten Geschlecht an, das zur Mitte des 16. Jh. nach Böhmen kam, um hier zu arbeiten. Zielstrebig arbeitete er sich zu einem der fähigsten und seinerzeit beliebtesten Baumeister hoch. Er bewies aber auch außerordentliches organisatorisches und geschäftliches Geschick – so spekulierte er vor allem mit Häusern für seine Landsleute im Bereich des Welschen (italienischen) Viertels auf der Prager Kleinseite. Die eingenommenen Gelder investierte er sofort wieder,er lieh sie aber auch oder kaufte dafür ländliche Anwesen.Außer in Veleslavín hatte er ein weiteres Anwesen in Lysá nad Labem. Angesichts all dieser Aktivitäten ist kaum verwunderlich, dass er keines natürlichenTodes starb. Angeblich wurde er von seinem Polier bestohlen und ermordet. Sein Grab befindet sich in derThomaskirche auf der Prager Kleinseite. Schloss,Veleslavínská Nr.30/Konskr.-Nr.1 Das hiesige Schloss entstand im 18. Jh., manche halten Kilian Ignaz Dientzenhofer für seinen Autor. Zu Beginn des 20.Jh.befand sich hier eine Anstalt für Geisteskranke.Das Privatsanatorium war in Be- sitz von OskarFischer und LeoKosák,ProfessorenderPsychiatrieaneinerdeutschenUniversität,und wurde von ihnen geleitet.Auch Charlotta Masaryková (die Gattin des Präsidenten) war hier Patientin oder später auch Milena Jesenská (Journalistin und Freundin von Franz Kafka). Wegen der jüdischen Herkunft beider Ärzte wurde das Sanatorium im Laufe der Okkupation arisiert, dennoch diente es auch weiterhin seiner Bestimmung, sogar noch nach Kriegsende. Später diente das Schloss als Lungenheilstätte,bis heute ist es Teil der Fakultätsklinik der Karls-Universität. In der gleichen Straße befinden sich noch die Reste eines zweiten Hofes (Konskr.-Nr. 14) mit Korn- speicher (Konskr.-Nr.26),der zu Wohnungen umgebaut wurde. Schloss Veleslavín

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

V – 50 – 3.Veleslavín Charlotta Garrigue-Masaryková (1850-1923) hatte kaum Gelegenheit, die Rolle der ersten Dame des neuen Staates zu genießen. Die Zeit des 1. Weltkrieges war für sie schwer zu ertragen: Sohn Jan wurde eingezogen, Herbert starb (1915), Alice war im Gefängnis und ihr Mann samt Tochter Olga waren in Emigration. Kein Wunder, dass sie psychisch zusammenbrach. Milena Jesenská (1896-1944 im KZ Ravensbrück) war aus anderen Gründen hier. Ihrer rheumatischen Schmerzen wegen wurde ihr Opium verabreicht und nun war sie im Sanatorium, um ihre Abhängigkeit von diesem Opiat zu heilen.Sie war eine namhafte tschechische Schriftstellerin,Journalistin und Übersetzerin.Sie ist auch als Freundin von Franz Kafka bekannt.Nach der deutschen Okkupation trat sie derWiderstandsbewegung bei und verhalf jüdischen Familien zur Emigration.Dafür verlieh ihr die Institution Yad Vashem in memoriam denTitel ‚Gerechte unter den Völkern‘. Eine Besonderheit dieses Ortes ist das Wasserhaus von der Mitte des 16.Jh.(also zur Bauzeit des Lust- schlosses Hvězda/Stern),das Teil der Burgwasserleitung (Straße U Sadu) war. An der Grenze zwischen Veleslavín und Vokovice liegt ein Friedhoffür die Verstorbenen aus den umlie- genden Ortschaften.Wegen der strategischen Lage von Vokovice fanden hier am Ende des 2.Weltkrie- ges heftige Kämpfe statt, deshalb befindet sich hier auch eine Begräbnisstätte für die Gefallenen. Hier liegt aber auch eine namhafte Persönlichkeit begraben – der slowenische Slawist Matthias Murko. Matija Murko (Matthias Murko, 1861-1952) war ein slowenischer Historiker. Er studierte in Wien Germa- nistik und Slawistik und widmete sich den Wissenschaften Philosophie, Linguistik und Pädagogik. Einige Jahre Röhrhäusel

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 51 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil lang wirkte er in Moskau, später in Graz und Leipzig. 1920 nahm er eine Stelle an der Karls-Universität in Prag an und wurde zu einem der Mitbegründer des Slawischen Instituts (Slovanský ústav).Man sagt von ihm, er sei einer der letzten der Renaissance-Generation von Slawisten gewesen,die in ihrem Fach über eine außeror- dentliche Breite und Vielfalt verfügten. Ein Stück hinter dem Friedhof steht das Straßenbahndepot Vokovice, das 1933 in Betrieb genommen wurde.Insgesamt verlegte man hier 30 Abstellgleise – die größte Prager Gleisanlage jener Zeit.Bis 1992 wurden hier auch historische Waggons abgestellt, die heute im Museum im Depot von Střešovice zu sehen sind. Die Grenze zwischen Veleslavín und Vokovice bildet heute die ‚Europastraße‘ (Evropská třída), die bis zum Václav Havel Airport weiterführt.Zu Zeiten,als sich diese Vorstädte zu industrialisieren begannen, spieltedieEisenbahneinewichtigeRolle.ZuerstinGestaltderBuschtiehraderPferdebahn(Buštěhradská koněspřežná dráha) nach Lány,die später durch eine Dampfeisenbahnstrecke ersetzt wurde.Und gerade damals – anno 1863 – wurde an dieser Strecke der Bahnhof Veleslavín, heute Praha-Veleslavín erbaut. Gerade hierher führte ursprünglich die Straßenbahnlinie durch die Straße Kladenská. Der guten Verkehrsanbindung wegen entstanden hier gleich mehrere Unternehmen, u.a. auch eine kleine Fabrik für Keramikkacheln. Ein Teil der Fabrik diente ab den 60er Jahren zu Zwecken des Forschungsinstituts für Rundfunk und Fernsehen. Heute in der digitalen Ära mag das fast lächerlich klingen, aber damals teste man hier u.a. auch Techniken zur analogen Farbübertragung. Prinzipiell gab es nur zwei Möglichkeiten – die Systeme PAL und SECAM und getreu dem Zeitgeist spielten bei Straßenbahndepot Vokovice

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

V – 52 – 3.Veleslavín Bahnhof Veleslavín Evropská třída (Europastraße)

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 53 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil der Auswahl politische Gründe die entscheidende Rolle.Die Farbnorm PAL verwendeten die meisten Staaten Westeuropas, SECAM wiederum vor allem im Osten. Noch im Frühjahr 1967 waren alle in diesem Institut dem System PAL zugeneigt.Dieses wurde erstmals im Februar 1967,zur Farbübertra- gung der Winterspiele in Grenoble verwendet.Dann aber wurde uns im August 1968 die ‚Bruderhilfe‘ des Ostblocks zuteil und das Fernsehen musste sich unterordnen. Etwas weiter entfernt befand sich die sog. Sorbonne von Vokovice (José-Martí-Straße Nr. 31/Kon- skr.-Nr. 269). Sie wurde 1953 als ‚Politische Hochschule des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei derTschechoslowakei‘ gegründet (unter dem Kürzel VUML bekannt – der Name wandelte sich mehrmals,der Inhalt blieb derselbe).Ihre Absolventen konnten hier sogar den Titel RSDr (Doktor der sozialpolitischen Wissenschaften) erlangen, was allgemein als ‚Doktor der heimischen Partei‘ gehand- habt wurde.Die Schule war für jene Zeit auf modernste Weise eingerichtet und so studierten hier auch viele Kommunisten aus befreundeten und Bruderländern. Heute werden die Objekte von der Fakultät für Körpererziehung und Sport an der Karls-Universität genutzt. In einem weiteren Teil befinden sich die Zentralgaragen des Innenministeriums. Das hiesige ‚Museum der Arbeiterbewegung‘erinnert an diese jüngste Geschichte. #

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

V – 54 – 4.Vokovice

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 55 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil V 4. Vokovice Vokovice (Wokowitz) hieß ursprünglich Okovice.Obwohl archäologische Funde von einer interessan- ten prähistorischen Besiedlung dieses Gebiets zeugen, stammen die ersten urkundlichen Berichte erst aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Der Herrenhof von Vokovice war in Besitz des Kapitels zu St. Veit, außerdem gab es hier im 14. Jh. bereits weitere Gutshöfe. Ähnlich, wie auch an anderen Orten, verlor die Kirche in den Hussitenkriegen auch in Vokovice ihre Besitztümer, aber schon ab Mitte des 16.Jh.bekamen sie diese wieder zurück.In jener Zeit werden auch einige städtische Weinhöfe erwähnt. Anfang des 17.Jh.werden 12 Untertanenhöfe,eine Schmiede und selbstverständlich auch eine Schenke erwähnt.Das Dorf blieb im Unterschied zum nahen Břevnov und Střešovice von größeren Kriegsereig- nissen verschont und so war Vokovice lange ein verhältnismäßig stilles und verträumtes Dorf mit über- wiegend landwirtschaftlichem Gepräge.Das sollte sich zu Beginn des 19.Jh.dramatisch ändern. In den 20er Jahren des 19. Jh. fanden in seiner Umgebung (nachdem man in Kladno Steinkohle und Eisenerz gefunden hatte) umfangreiche geologische Erkundungen statt, die ersten Erkundungsboh- rungen (1820) im Bereich zwischen Vokovice und Veleslavín.In Vokovice gab es schließlich eine ganze Gruppe von Eisenerzgruben,vor allem in den Lagen über Háj und auf dem Červený vrch.Diese Gru- ben entstanden durchweg vor 1860, einige wurden schon bald wieder geschlossen, andere hielten sich bis in die Mitte der 30er Jahre des 20.Jh.hinein.Für den Aufschwung des hiesigen Gewerbes war aber auch der hier für die nahe Ziegelei abgebaute Löss von Bedeutung. Diese Entwicklung schwächte natürlich die Landwirtschaft auf diesem Gebiet. Viele Landwirte wa- ren daher gezwungen, ihre Höfe zu verkaufen, gleichzeitig zogen neue Einwohner der Arbeit wegen ins Dorf. 1843 lebten hier 153 Menschen, 11 Jahre später hatte Vokovice 183 Einwohner. In den 80er Jahren lohnte es sich bereits, eine eigene Schule zu gründen. Trotz all dieser Änderungen blieben sowohl der Kern des einstigen Ortes,als auch der AngermitKapelle erstaunlich gut bewahrt. Diese wurde gegen 1800 auf einem quadra- tischen Grundriss erbaut und mit einem kleinen Glok- kenturm gekrönt. In der Umgebung befinden sich einige ursprüngliche Bauernhöfe aus der Zeit vom Ende des 18. und vom Anfang des 19. Jh., die heute jedoch alle mehr oder weniger umgebaut sind. Kapelle mit Glockentürmchen

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

V – 56 – 4.Vokovice Dieses Gebiet nimmt heute zum großenTeil die Residenz ‚Vokovickýdvůr’ein,der in diesem denkmalge- schützten KomplexWohneinheiten anbietet.Hier befinden sich restaurierte Häuser des historischen Kerns vonVokovice,beispielsweise das älteste Gebäude mit Konskr.-Nr.14 oder eine Neorenaissancevilla aus dem Jahre 1902 mit Konskr.-Nr.54.Zu dieser gehört zudem ein weitläufiger englischerPark mitTennisplätzen, Teich und Springbrunnen. Über diesem Teil von Vokovice erhebt sich hinter dem Sportgelände der bewaldete Hügel Šárka, wo sich eine der ältesten slawischen Burgstätten auf dem Gebiet des zukünftigen Prags befand,die unter anderem auch eng mit der Legende von Šárka und Ctirad verbunden ist. Die Šárka-Burgstätte ist seit 1995 nationales Kulturdenkmal. Dabei handelt es sich um ein schon in der Urzeit bewohntes Gebiet,auf dem sich die Slawen wohl schon bei ihrer Ankunft im 6.Jh.ansiedelten.Die große befestigte Siedlung erlebte namentlich im 7. – 8. Jh. ihre Blütezeit, dann ging ihre Bedeutung zurück und gegen Ende des 9. wurde die Burgstätte völlig aufgegeben, offensichtlich in Zusammenhang mit der Verlagerung des Machtzentrums in die Umgebung der Prager Burg und deren wachsender Bedeutung. Zu weiteren Veränderungen kam es durch den Anschluss von Vokovice an Prag im Jahre 1922, aber erst durch den Bau der WohnsiedlungČervenývrchund der Sportanlagen am Stausee Džbán vergrößerte sich Vokovice enorm. Angesichts der Tatsache, dass auch das Gebiet der‚Wilden Šárka‘ (Divoká Šárka) in der Gemarkung Vokovice liegt,ist ein großer Teil des Viertels Naturreservat. Der 1968 vollendete StauseeDžbánist ein Naturbad mit diversen Sportanlagen,FKK-Strand und nahem Cam- pingplatz. Nach dem Stausee in Hostivař ist der Stausee Džbán mit 18 ha Wasserfläche das zweitgrößte Prager Naturbad. Der Stausee entstand durch das Anstauen des Baches Litovický potok, der unter dem Stausee zum Bach Šárecký potok wird. Residenz Vokovický dvůr

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 57 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Nördlich der Europastraße (Evropská ulice),in der Nähe des Bahnhofs Prag-Veleslavín,breitet sich das Neue (Nové) Vokovice aus,dessen Bebauung vorwiegend aus dem 20.Jh.stammt.Im südlichenTeil von Nové Vokovice steht das Jugendstilgebäude einer Schule.Im Norden grenzt das weitläufige Betriebsge- lände der Firma Aritma (Hochhaus) an Nové Vokovice und im westlichen Teil (in der Straße Ke dvoru Nr.5/Konskr.-Nr.672) das Gelände des Sportklubs Aritma.Die ursprüngliche Firma mit dem Namen Aritma wurde zwar schon im Jahre 1940 gegründet, aber erst nach dem 2. Weltkrieg kam es zu ihrem echten Aufschwung. Der Volksbetrieb Aritma befasste sich mit Forschung und der Produktion von Rechnertechnik,sog.Lochkartenrechnern. Stausee Džbán Panorama von Vokovice

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

V – 58 – 4.Vokovice Wohnsiedlung Červený Vrch Im östlichen Teil von Vokovice breitet sich dies- und jenseits der Europastraße (Evropská ulice) die Plattenbausiedlung ‚Červený Vrch‘ aus. Sie entstand in den Jahren 1960–1972, Hauptarchitekt war K. Jarolím.Ihren Namen bekam sie vom nahen Hügel Červený vrch (327 m ü.NN.).Dieser wiederum ist so nach dem roten, eisenhaltigen Boden benannt und dies mindestens schon seit dem 17. Jahrhundert. An die Neubausiedlung grenzt ein Wohnviertel mit kleineren Familienvillen an. Das Gebiet umkreist die Straße Půlkruhová, hier gibt es aber auch Straßen, die nach Alfred Nobel und einigen Nobel- preisträgern benannt sind, wie z.B. nach der Friedensnobelpreisträgerin Berta v. Suttner (sie wurde im Palais Goltz-Kinsky am Altstädter Ring geboren) oder dem Ehepaar Corio (Gedenktafel in der Straße Salmovská und Petrská,Nobelpreis für Medizin).In der Plattenbausiedlung gegenüber tragen die Stra- ßen Namen von Städten aus Afrika oder aus Nahost. Nebenbei bemerkt – in der Straße Půlkruhová spielte sich im Haus der Schauspielerin Jana Šulcová die Szene aus dem zur Jahrhundertkomödie erklärten Streifen – ‚Mit dir gefällt mir die Welt‘ der Regisseurin Marie Poledňáková ab.Und die abschließende Szene wurde gleich hinter der Ecke einer weiteren Straße von Vokovice gedreht - Na Krutci. Am anderen Ende der Straße Půlkruhová (Nr. 42/Konskr.-Nr. 99) zog in eine der anmutigen Villen die Grundstufen-Kunstschule Charlotta Masaryková ein,an der drei Kunstfächer unterrichtet werden – Tanz,Musik und bildende Kunst.Ein anderer Teil dieser Schule befindet sich näher der Hauptstraße in der Vokovice-Straße Nr.42/Konskr.-Nr.99). Neubausiedlung Červený Vrch

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 59 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Šárka-Tal

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

V – 60 – 4.Vokovice In Zusammenhang mit der Entstehung der Neubausiedlung kam es zur Korrektur der Zufahrtswege. Kaum vorstellbar, dass hier bis 1967 die Straßenbahn von Bořislavka durch die Straße Kladenská zum Bahnhof Veleslavín und erst dann zum Depot in Vokovice fuhr.Zuerst wurde nur ein Gleis umverlegt, im November 1967 war dann bereits eine doppelgleisige Strecke auf der heutigen Europastraße (der damaligen Lenin-Straße) im Versuchsbetrieb. Und da hier eine große Anzahl von Einwohnern zu befördern war,wurde auf der Anhöhe Červený Vrch auch gleich noch eine Tram-Schleife gebaut.2014 soll hier eine der Stationen der Linie A der Prager Metro eröffnet werden. Naturpark Šárka-Lysolaje Der gesamte nordwestliche Teil des Stadtbezirks Prag 6 – von Podbaba bis zum Flughafen – ist von einem grünen Gürtel umgeben,der allgemein Šárka oder auch Šárecké údolí (Šárka-Tal) genannt wird. Aus Richtung der Moldau führt eine Straße über Podbaba,wo sie in zwei Richtungen weiterführt – ein Weg führt nach Lysolaje, der andere führt ‚Im Šárka-Tal‘ stromaufwärts des Baches Šárecký potok bis über die Siedlung Petřiny. Das 1.005 ha große Gebiet wurde 1990 zum Prager Naturpark Šárka – Ly- solaje ausgerufen.Er bedeckt Teile der Gemarkungen Dejvice,Liboc,Ruzyně,Vokovice,Nebušice und Lysolaje.Deshalb ist das Schutzgebiet in 8kleinflächige,jedoch aneinander angrenzende Schutzgebiete unterteilt:Baba,Divoká (Wilde) Šárka,Dolní (Untere) Šárka,Housle,Jenerálka,Nad Mlýnem,Vizerka und Zlatnice. Hier gibt es darüber hinaus zahlreiche denkmalgeschützte Objekte und weitere historisch oder kulturell interessante Orte. Den Naturpark durchziehen viele, gut ausgewiesene Wanderwege und das gesamte Gebiet wird von Bussen des ÖPNV bedient. Durch das Tal fließt ein Bach, der richtig Litovicko- Šárecký potok heißt. Der erste Teil seines Laufes entspringt als Litovický potok in einem Wäldchen bei Chýně, über den Teich Litovický rybník fließt er bis nach Prag, dann fließt er unterirdisch weiter, bevor er im Wildgatter Hvězda (Stern) wieder an die Oberfläche tritt.Nun fließt er über Liboc,vorbei Naturpark Šárka

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 61 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil am Bahnhof Veleslavín, um sich den Stausee Džbán zu ergießen. Diesen verlässt er bereits unter dem Namen Šárecký potok und mündet letztendlich bei Podbaba in die Moldau. Beide Läufe haben eine Gesamtlänge von ca.21 Kilometern.Das gesamte Schutzgebiet ist so die wohl bestbewahrte Naturland- schaft von Prag und dies trotz des Umstands,dass es schon in prähistorischen Zeiten bewohnt war. In der Gemarkung Dejvice grenzt das Schutzgebiet bis an bewohnte Lokalitäten,an der anderen Seite geht es jedoch in freie Natur über.Vom Naturdenkmal Baba war schon im 1.Teil dieser Publikation die Rede. Aus Sicht des Naturschutzes handelt es sich hier um eines der artenreichsten Insekten-Biotope in ganz Prag. Über dem einstigen Barockanwesen Zlatnice breitet sich ein kleineres Schutzgebiet mit einem interes- santen Landschaftsgebilde aus,das den Namen dieses Anwesens trägt. Im Šárka-Tal gab es einst zahlreiche Mühlen, die meisten von ihnen sind heute umgebaut und dienen längst nicht mehr ihrem ursprünglichen Zweck. So z.B. die Kleine Mühle (Malý mlýn - V Šáreckém údolí Nr. 17/Konskr.-Nr. 44), was nicht bedeutet, dass sie klein war – ihr Besitzer hieß Pavel Malý (Klein). Wegen Wassermangel hörte sie schon Mitte des 19.Jh.auf zu klappern. Auch der Hof gegenüber mit dem putzigen Namen Žežulka (Nr. 42/Konskr.-Nr. 79) wurde umgebaut. Auf dem Grund und Boden des An- wesens gab es früher gleich drei Weingärten, die im Jahre 1600 in den Besitz von Jakub Žežule aus der Prager Neustadt gelangten.Im 19.Jh.wurden die Grundstücke aufgeteilt und das Gehöft selbst diente als Ausflugsgasthof. Žežulka Kleine Mühle

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

V – 62 – 4.Vokovice Ein weiteres der hiesigen Gehöfte, Duchonská genannt (Nr.19/Konskr.-Nr.45),ersetzte Anfang des 20.Jh.eine Villa – die sog.Emilka. Das Wohnhaus Na Mlýnku (Nr.25/85) entstand ebenfallsdurchdenUmbaueinereinstigenMühle auf dem Gebiet des Hermannshofes (Heřmanův dvůr).Die Mühle blieb noch bis ins 20.Jh.in Be- trieb,hier gab es auch einen Ausflugsgasthof. Dieser ursprüngliche Weinhof (Nr.32/Konskr.- Nr. 76) trägt den Namen ‚Okolka‘ und dies nach einem seiner Besitzer im 17.Jahrhundert.Damals kaufte ihn der Richter Vilém Jindřich,Ritter Od- kolek von Újezdec. Später wechselten häufig die Besitzer, die das Objekt ihren jeweiligen Bedürf- nissen anpassten. Weingärten gab es auch anstelle eines weiteren Anwesens – des Hofes Purkrabka (Nr. 36/Kon- skr.-Nr. 77). Hier wechselten sich zwar auch die Besitzer,aber hier war die oberste Markgrafschaft Obrigkeit und später auch ständiger Besitzer.Zur Mitte des 19. Jh. wurde das Anwesen umgebaut – seither dient es Wohnzwecken. Die heutige Villa behielt den einstigen Namen bei. Tor zum Hermannshof (Heřmanův dvůr) Šatovka

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 63 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Auch ein weiteres Gehöft mit dem Namen Velingrová (Nr. 40/Konskr.-Nr. 78) dient heute Wohn- zwecken. Diese verballhornte Benennung rührt von ihrer Besitzerin im 17. Jh. her – Maria Eleonora, die mit Johann Georg von Wendlingen (Wendlingra) verheiratet war. Die oberste Markgrafschaft besaß noch einige weitere Weingärten,die im 16.Jh.zusammengeschlossen wurden. Im Jahre 1642 erwarb Matyáš Erl, ein ‚Salpetermann‘ aus der Prager Altstadt diesen Besitz, seither wurde das Anwesen (Nr.56/Konskr.-Nr.80) Sanytrovka(Sanytr = Salpeter) genannt – aber auch dieser hatte entsprechende Abgaben an die Markgrafschaft zu entrichten.Zu Beginn des 20.Jh.wurde das Objekt zur Villa umgebaut. Das große Wohnhaus Šatovka (Nr. 74/Konskr.-Nr. 81) entstand anstelle von Weingärten und eines Gutshofes, den im Jahre 1673 Johannes der Täufer de Chateau, ein vermögender Schneider von der Kleinseite erworben hatte. Mitte des 19. Jh. gab es hier auch einen Ausflugsgasthof mit ausgedehntem Garten. An der Stelle zweier weiterer Weingüter der Markgrafschaft befand sich ein Anwesen mit dem ur- sprünglichen Namen Maxmiliánka – heute Rakařka (Nr. 76/Konskr.-Nr. 82). Unweit des heutigen Hauses wurde 1935 ein Freibad errichtet. Die Neorenaissancevilla Zuzanka (Nr. 78/Konskr.-Nr. xxx steht am Ort des ehemaligen Anwesens Žitná).Die Villa ließ am Ende des 19.Jh.Oberingenieur František Mráz,der Besitzer des Hofes Žitná erbauen (daher ihr Name Mrázovka). Aber auch das Gebäude des alten Gehöfts blieb bewahrt, es wurde rekonstruiert und dient heute ebenfalls zu Wohnzwecken. Der Heřmanův dvůr (Hermannshof – Nr. 82/Konskr.-Nr. 84) entstand um 1600 durch den Zusam- menschluss von ca. zehn kleinen Weingütern. Am Ende des 17. Jh. kaufte der Brauereibesitzer Jiří Antonín Bořek diese Grundstücke samt Hof,Mühle und kleinem Hopfengarten auf.Dessen ungeach- tet kam gerade die oben erwähnte Bezeichnung in Gebrauch, deren Hintergrund recht unklar ist. Das gesamte Areal besteht aus einigen bis heute bewahrten Barockhäusern mit Tor. Die ehemalige Mühle Zaporecký mlýn (Nr.100/Konskr.-Nr.55) dient heute als Wohnhaus,als Mühle Zuzanka

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

V – 64 – 4.Vokovice diente das Haus schon zur Mitte des 16.Jahrhunderts.Ihren Namen bekam sie von einem ihrer Besit- zer, die nahe Bushaltestelle ‚Kalinův mlýn’ (Kalina-Mühle) erinnert wiederum an die Müller aus dem Geschlecht der Kalina‘s,in deren Besitz sie von 1844 bis zum 2.Weltkrieg war. Nördlich dieses Gebäudes grenzt das nicht ganz 4 Hektar große Naturdenkmal Nad Mlýnem (Über der Mühle) an. An der gegenüberliegenden Seite,näher zu Dejvice,gab es bis 1959 einen weiteren beliebten Ausflugs- gasthof (Pod mlýnkem Nr. 17/Konskr.-Nr. 162), der von Jan Kaplan erbaut wurde. Heute dient auch der Gasthof ‚Kaplanka‘ zum Wohnen. Geht (oder fährt) man von der Neubausiedlung Červený Vrch durch die Straße Horoměřická, taucht linker Hand der Bach‚Krutecký potok‘auf, der durch das Schutzgebiet PP Jenerálka fließt. Grund für diesen Schutz ist eine felsige Anhöhe mit spezifischem Mikroklima in alle Himmelsrichtungen.Gerade an dieser Stelle fand man Spuren einer prähistorischen Besiedlung. Außerdem gibt es hier Zeugnisse einstiger Versuche, Eisenerz abzubauen. Eine weitere Besonderheit ist, dass gerade der erwähnte Bach ‚Krutecký potok‘ die Grenze zwischen den Gemarkungen Dejvice und Vokovice bildet. Der Name dieses Gebietes rührt vom Anwesen Jenerálka (U Vizerky Konskr.-Nr. 2308) her. Dies ähnelt eher einem Schlösschen, als einem Gehöft, dennoch gab es auch hier ursprünglich Weingärten. Das Gebiet unterstand der kirchlichen Gerichtsbarkeit des Klosters Strahov und wurde vom General- vikar der Prämonstratenser verwaltet. Davon rührt seine bis heute verwendete Bezeichnung im Volks- mund her. Die gesamte Anlage besteht aus einem Komplex mehrerer, rund um einen Hof stehender Jenerálka

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

– 65 – Spaziergänge durch Prag 6 – 2. Teil Gebäude. Ihr Kern ist ein kleines Barockschloss, das schon im 19. Jh. Wohnzwecken diente. In der Ersten Republik wurde es zum Haus der tschechoslowakischen Legionäre hergerichtet, dann nahmen es die Nazis in Besitz. Nach dem Attentat an Heydrich entstand hier ein Kinder- heim für Waisenkinder hingerichteter Personen. 1944 wurden die Kinder jedoch in ein Internie- rungslager im mährischen Svatobořice gebracht, da hier auf Befehl von K. H. Frank politische Häftlinge interniert wurden. Heute haben hier die Baptistische Kirche und das internationale Baptistische theologische Seminar ihren Sitz. Das Anwesen Jenerálka ist noch in Zusammenhang mit einem interessanten Maler des 19. Jh. erwäh- nenswert, der hier lebte und starb. August Friedrich (Bedřich) Piepenhagen (1791-1868) stammte aus Preußen,aber bei einer Pilgerwanderung gelangte er 1811 auch nach Prag – und blieb hier. Ursprünglich war er Knopfmacher, aber letztendlich lebte er von seinem Steckenpferd – der Malerei. In Prag wurden Kalin-Mühle Čertův mlýn (Teufelsmühle)

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/

V – 66 – 4.Vokovice ihm 4 Töchter geboren; zwei von ihnen – Louise und Charlotte – wurden ebenfalls Malerinnen. Dies war zu Zeiten des Romantizismus,als die romantische Wahrnehmung der Landschaft in Mode kam (dabei malte man diese ausschließlich in Ateliers). Gegenüber der Jenerálka steht an der gegenüberliegenden Seite der Straße Horoměřická ulice die Ba- rockkirche des hl. Johannes (Jan) v Trníčku, bei der sich ein kleiner Friedhof für Verstorbene aus den umliegenden Orten befand. Noch ein Stück weiter steht eine der Mühlen des Šárka-Tales. Die Eichenmühle - Dubový mlýn (K Dubovému mlýnu Nr. 4/Konskr.-Nr. 2304, Bushaltestelle ‚Korek’ in der Straße V Šáreckém údolí) wird schon im 16. Jh. erwähnt. Seine Grundstücke, die ebenfalls den Prämonstratensern des Klosters Strahov gehörten, waren so ausgedehnt, dass sie bis zum Anwesen Jenerálka reichten. Für uns ist sie namentlich deswegen interessant, da hier ein ganzes Jahrhundert lang die Müllerfamilie Mysliveček lebte (ab 1688, Josef Mysliveček wurde jedoch in einer der Altstädter Mühlen, am Novotný-Steg/No- votného lávka geboren, wo sich auch eine Gedenktafel befindet). Die Mühle wurde Mitte des 19. Jh. stillgelegt, danach wechselten sich hier verschiedene Produktionseinrichtungen ab. Heute präsentiert sich das Gebäude als Villa. Weitere interessante Objekte gibt es auch in der Wilden Šárka - Divoká Šárka, aber diese breitet sich bereits in einer anderen Gemarkung aus. # Freibad Na Džbánu unter dem Mädchensprung (Dívčí skok)

http://www.floowie.com/sk/citaj/prochazky-p6-2-dil-de/